Tierische Viennale holt Tippi Hedren als Stargast

Tierische Viennale holt Tippi Hedren als Stargast
Der Hitchcock-Star soll im Oktober nach Wien kommen. Die Nachfolge von Hans Hurch wird Mitte 2017 ausgeschrieben.

Ich bin nicht die Viennale, auch wenn ich sie sehr geprägt habe." Das sagte Hans Hurch beim sommerlichen Pressetermin fürs Wiener Filmfestival, das am 22. Oktober in seine 53. Ausgabe startet. Anfang August war sein Vertrag noch bis 2018 verlängert worden. Danach sei aber definitiv Schluss, wie der Langzeitdirektor nun bestätigte. Hurch wird dann 21 Jahre an der Spitze gestanden sein. Anders als die Vertragsverlängerung – die zwei Jahre waren Hurchs Vorschlag ans Kuratorium und an die Stadt Wien –, werde seine Nachfolge Mitte 2017 öffentlich ausgeschrieben.

Für seine letzten drei Viennale-Jahre möchte Hurch "Godfathers und Godmothers" wie Künstler Peter Doig, Punk-Ione Patti Smith oder Philosoph Slavoj Žižek programmatisch beiziehen – "damit es keine reinen Hans-Hurch-Festspiele werden".

Tierischer Schwerpunkt

Die diesjährige Viennale hat sich einen tierischen Schwerpunkt verordnet: So ist die bereits am 16. Oktober startende Retrospektive "Animals" den Tieren im Film gewidmet. Als Stargast ist Tippi Hedren, bekannt aus Hitchcocks "Die Vögel", geladen. Der im Tierschutz engagierten Ex-Schauspielerin ist eine Hommage gewidmet. Auch das Plakatsujet verweist mit einem fossilen Krokodilschädel auf die Tierwelt.
Tierische Viennale holt Tippi Hedren als Stargast
ABD0026_20150821 - WIEN - ÖSTERREICH: Viennale-Direktor Hans Hurch am Freitag, 21. August 2015, anl. einer Pressekonferenz zum Thema "Viennale 2015" in Wien. - FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT
Ebenfalls gewürdigt werden der heuer mit 106 Jahren verstorbene portugiesische Regie-Altmeister Manoel de Oliveira und der argentinische Regisseur Raoul Perrone. Als weiterer Stargast ist Winona Ryder, mit dem Film "Experimenter" von Michael Almereyda, im Gespräch. "Es gibt eine gute Chance, dass sie kommt", sagt Hurch.

Zu den Viennale-Kinos zählt auch das sanierte Metro-Kinokulturhaus, dessen offizieller Start schon Monate überfällig ist. Nun soll es im Oktober endgültig eröffnet werden (der KURIER berichtete). Hurch gab zu, im Vorjahr auf der Suche nach einem Viennale-Ersatzstandort für das geschlossene Stadtkino Druck gemacht zu haben, wodurch das Metro "halb-provisorisch" eröffnet worden sei.

Tributes für de Oliveira und Perrone

Neben Tippi Hedren ist auch dem argentinischen Regisseur Raoul Perrone ein Tribute gewidmet. Auch hier hoffe man, dass der Künstler anreise - obwohl es laut Hans Hurch noch ein gewichtiges Problem gebe: "Der gute Mann hat leider schreckliche Flugangst." Perrone übe aber bereits mit Inlandsflügen. Auch der heuer mit 106 Jahren verstorbene Manoel de Oliveira wird gewürdigt, wenn sein portugiesischer Kollege Pedro Costa eine persönliche Auswahl an Werken präsentiert. Einen Ausblick gibt es auf das Werk des jungen uruguayischen Filmemachers Federico Veiroj, dem Hurch eine große Karriere prognostiziert.

Tiere der Filmgeschichte

Die Tierretrospektive "Animals - Eine kleine Zoologie des Kinos" im Filmmuseum versammelt Werke der Filmgeschichte von "Clash Of The Wolves" aus 1925 über Peter Greenaways "A Zed & Two Noughts" aus 1985 bis zu Lucien Castaing-Taylors und Verena Paravels "Leviathan" aus 2012. Die Retrospektive dauert von 16. Oktober bis 30. November und damit traditionell deutlich länger als die Viennale selbst, die von 22. Oktober bis 5. November läuft.

Afroamerikanische Filme

Ansonsten gelte auch für die heurige Ausgabe, dass sich Spiel-und Dokumentarfilme in etwa die Waage hielten, unterstrich Hurch. Er gehe dabei nicht mit einem konkreten roten Faden an die Programmierung: "Dann sieht man aber doch manche Dinge, die sich aus dem großen Ganzen ergeben." So würden sich im Programm einerseits zahlreiche Filme mit der Kultur der Afroamerikaner beschäftigen, was in Zeiten der aufkeimenden Konflikte in der US-amerikanischen Gesellschaft Relevanz gewinne. Andererseits thematisiere sich das Kino wieder selbst auf der Leinwand. Das gelte etwa für den Dokumentarfilm "The Thoughts That Once We Had" von Tom Andersen.

China, Woody Allen und Lampedusa

Daneben lässt sich eine verstärkte Präsenz des chinesischen Kinos feststellen und Woody Allens neues Werk "Irrational Man" entdecken. Und "Valley of Love" mit Gerard Depardieu und Isabelle Huppert bringt die zwei Altstars des französischen Kinos zusammen. Das österreichische Filmschaffen vertritt etwa die Vor-Ort-Reportage "Lampedusa im Winter" von Jakob Brossmann, während das Hybridwerk aus Spiel- und Dokumentarfilm "Aus dem Nichts" von Angela Summereder Weltpremiere feiert.

Eric Pleskow

Besonders freut sich Hurch, dass nach jetzigem Stand Viennale-Präsident Eric Pleskow nach drei Jahren gesundheitlicher Probleme erstmals wieder das Festival besuchen könne und den nach ihm benannten Kinosaal im Metrokino eröffnen wolle.
(apa)

INFO: www.viennale.at

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