Tiefenbohrungen in den Farbtopf
Ein wenig lag die Idee in ihrer Biografie begründet, sagt Johanna Kandl: Die Eltern der 1954 geborenen Künstlerin besaßen nämlich ein Farbengeschäft in Wien-Floridsdorf, und Motive wie das Logo der „Fritzelacke“ hatten es ihr schon früh angetan.
Für die Schau „Konkrete Kunst“ im Essl Museum (bis 31. 1. 2016) nahm sich Kandl nun also ihr eigenes Arbeitsmaterial vor: Sie spürte der Herkunft von Leinöl, Terpentin oder Gummi Arabicum nach und arrangierte ihre Erkenntnisse – teils gemalt, teils als Video, teils als Materialprobe – im Museum.
Man erfährt dabei, dass Gummi Arabicum nicht nur als Bindemittel für Künstlerfarben dient, sondern auch dafür sorgt, dass sich die schwarze Farbe im Coca-Cola nicht absetzt: Diese globale Bedeutung veranlasste die USA, das Erzeugnis von einem Handelsembargo gegen den Sudan, der rund 85% des Weltbedarfs produziert, auszunehmen.
Die Künstlerin sieht sich in ihrer Auseinandersetzung mit Kunstmaterial allerdings erst am Anfang – und sie ist überzeugt, dass sich an diesen Dingen auch generelle Verhältnisse ablesen lassen. „Wenn etwas noch nicht genügend politische Dimension hat“, sagt sie, „dann nur, weil ich mich noch nicht intensiv genug damit beschäftigt habe."
Kommentare