Begonnen hatte das aber schon vor der Pandemie. „Wegen der Panikattacken war es schwierig, auf die Bühne zu gehen, ohne Tabletten zu nehmen“, erzählt Einarsson im KURIER-Interview. „Im ersten Lockdown wurden dann die Depressionen stärker und stärker. Es wurde so arg, dass es schwierig war, aus dem Bett steigen zu können, ohne zu glauben, dass man stirbt.“
Die Wucht dieser Phase hat Einarsson in dem Song „Suck At Life“ vom neuen Albums „Einarsson“ festgehalten. Darin singt er von zu vielen Drogen, Selbsthass und der Entfremdung von Familie und Freunden – zu einer absolut fröhlichen Melodie.
„Ich wollte mich damit selbst aufbauen, aber gleichzeitig meine Gefühle ausdrücken. Denn ich hatte mich von allen distanziert, die mich lieben, und geglaubt, dass sie mich nicht mehr lieben.“
Und wie kam es zu der Textzeile „I fucked it up with too much drugs“? „Ich musste viele Antidepressiva nehmen. Man kann denken, dass dadurch mein Gehirn nicht mehr so richtig funktioniert hat und dass das damit gemeint ist“, sagt er und fügt dann grinsend hinzu: „Aber sagen wir es so: Es kann da jeder hineininterpretieren, was er will. Es war mir klar, dass diese Zeile Aufsehen erregen wird. Aber sie hat gut gepasst und es ist die Wahrheit. Also warum sollte ich es nicht so schreiben?“
Mehr noch als die Tiefpunkte dieser Lebensphase beschreibt das Album „Einarsson“ den Weg zurück zur Lebensfreude: „Ich habe auch in der schlimmsten Phase versucht, Songs zu schreiben. Aber die waren grottenschlecht – belanglos und ohne Emotion. Da wusste ich, ich muss etwas ändern. Denn das, was mein Leben lang alles gerettet hat, hat nicht mehr geholfen. Und dass ich mich von meiner Ex getrennt habe, kam auch noch dazu.“
Einarsson begann eine Therapie und zog nach Gmunden, weil „Wien mir nie gutgetan hat“. Dort hat der Sohn des Opernsängers Einar Th. Gudmundsson Freunde, die wie eine neue Familie sind, und – wie einst als Kind in Island – die Natur in unmittelbarer Nähe.
In in den Songs „Schackles“ und „Bridges Burn“ beschreibt Einarsson dieses Abschneiden der Vergangenheit. In „Something I Never Had“ ist es die Sehnsucht nach einem Familienleben mit gemeinsamen Mahlzeiten und Abenden: „Mein Vater studierte Gesang am Mozarteum in Salzburg, aber meine Eltern haben sich früh getrennt. Meine Mutter ging zurück nach Island. Ich hatte immer auch zu ihr guten Kontakt, aber beide hatten bald wieder eine eigene Familie. Da stehst du immer dazwischen.“
All das hat Einarsson aber jetzt überwunden. Er fühlt sich gut und freut sich auf die Tournee, die am 31. 3. im St. Pölten beginnt: „Es ist, wie ich es in dem Song ,Papercuts’ beschreibe: All das hat mir keine Narben fürs Leben beschert, nur so kleine Schnittwunden, die man sich mit scharfen Papierkanten zuziehen kann.“
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