"The Girl from Ipanema": Sängerin Astrud Gilberto mit 83 gestorben

"The Girl from Ipanema": Sängerin Astrud Gilberto mit 83 gestorben
Die Brasilianerin verhalf in den 1960er-Jahren dem Bossa Nova-Sound zum internationalen Durchbruch

Ihre samtige Stimme wird immer mit dem Song "The Girl From Ipanema" verbunden bleiben - es ist, nach "Yesterday" von den Beatles, der am häufigsten aufgenommene Song der Popgeschichte, bis heute erklingt das Stück, Inbegriff von Brasiliens Bossa Nova-Sound, durch Bars und Clubs. Nun ist Astrud Gilberto, die mit ihrer englischsprachigen Version zum Durchbruch des ganzen Genres beitrug und dabei lange unbedankt und unterbezahlt blieb, gestorben. Das berichteten zuerst Medien wie der britische Guardian und The Independent mit Berufung auf den Musiker Paul Ricci, der die Nachricht mit Berufung auf Gilbertos Sohn Marcelo in sozialen Medien gepostet hatte.

Astrud Gilberto, 1940 als Astrud Weinert als Tochter deutscher Vorfahren im brasilianischen Bundesstaat Bahia geboren, hatte 1959 Joao Gilberto geheiratet, einen der Architekten des Bossa Nova-Sounds. 1963 begleitete sie ihn zu einer Aufnahme-Session mit dem Musiker Antonio Carlos Jobim und dem Saxofonisten Stan Getz, die den Durchbruch für den modernen brasilianischen Sound bedeuten sollte - nicht zuletzt, weil Gilberto als einzige im Team der englischen Sprache mächtig war und neben den portugiesischen Versen auch eine englische "Übersetzung" von "Garota de Ipanema" einsang.

Der Song, von Jobim und Vinícius de Moraes komponiert, erhielt dadurch seine absolute Durchschlagskraft. Ein weiterer Jobim-Song auf dem Album, "Corcovado", wurde von Gilberto eingesungen. Doch auf der ursprünglichen Ausgabe des Albums wurde die Sängerin nirgends erwähnt.

Getz soll zu der damals 23-Jährigen gesagt haben: „Dieses Lied wird dich berühmt machen“ - und so war es. Nie gestimmt hat aber, dass sie nur eine „Hausfrau“ gewesen sei, die von Getz und dem Producer Creed Taylor „entdeckt“ worden sei. Sie hatte Erfahrung als Sängerin, wenn auch keine professionelle.

 Der brasilianische Journalist und Buchautor Ruy Castro erzählt den Tag in seinem Bossa-Nova-Standardwerk „Chega de Saudade“ etwas anders. Danach bedrängte Astrud ihren Mann und Getz damals regelrecht, um bei dem Song mitmachen zu dürfen und eine englische Version zu singen. „Joao versuchte, vom Thema abzulenken, aber sie ließ sich nicht abwimmeln und fand Verbündete bei anderen“, schilderte Castro die Szene. Sie setzte sich durch.

Astrud Gilberto machte sich in den Jahrzehnten danach einen Namen als Musikerin, gab weltweit Konzerte und wurde oft als „Bossa-Nova-Queen“ bezeichnet. Nur in Brasilien wurde sie nie richtig gewürdigt. Sie veröffentlichte fast 20 Alben, wobei der Song „Girl from Ipanema“ stets ihr größter Erfolg bleiben sollte. 1992 wurde sie für ihr Lebenswerk mit dem „Latin Jazz USA Award“ ausgezeichnet. 2001 kehrte sie der Musik den Rücken und fokussierte auf Malerei. Von Joao Gilberto hatte sich die Sängerin schon kurz nach dem Durchbruch von "Girl from Ipanema" getrennt . er starb 2019.

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