The Full Hit Of Summer: Bis auf das Wetter der volle Hit

Sigur-Ros-Frontmann Jonsi BIrgisson
Das Festival auf einem perfekten Gelände mit perfekter Musik und durchnässten Fans.

Gleich zwei Mal wurde das „Ahoi! The Full Hit Of Summer“-Festival an der Donaulände in Linz Dienstag von Starkregen heimgesucht. Es hätte allerdings auch schlimmer kommen können. Zwischendurch am frühen Abend wurden die knapp 9000 Besucher einmal vorgewarnt: Ein Gewitter sei im Anzug, es könnte sein, dass man das Gelände evakuieren müsse. So weit kam es nicht. Blitze waren zu sehen, tobten sich aber etwas weiter entfernt aus. Aber nass bis auf die Haut wurde jeder.

Alles andere aber war perfekt. Erstmals an diesem Platz und in dieser Größenordnung hat das „Ahoi! The Full Hit Of Summer“ mit der Donaulände eine ideale Heimat gefunden. Das Gelände hat einen Abhang gegenüber der Bühne und ist so breit gezogen, dass man von überall gut sieht. Dazu ist es eine Parklandschaft mit Wiesen, Parkbänken um den Brunnen, Bäumen und Rosenbüschen und einem Biergarten am hinteren Ende. Ohne Regen urgemütlich, um einen Nachmittag lang mit den Freunden abzuhängen und tolle Musik zu hören.

Denn das eklektische Programm hatte keine Füller. Zu Beginn spielte das Streichquartett der Anton Bruckner Privatuniversität beim ersten Regenguss, der auch noch Poliça aus den USA, das Synthie-Kollektiv rund um Sängerin Channy Leaneagh.

Ásgeir, ein Isländer, für den sogar ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke kamen, stimmte dann mit seinem Sound auf den Spuren von Bon Iver gut auf den Hauptact Sigur Rós ein. Pech hatten Beirut. Das Set des Bandprojektes von Zach Condon, der Mariachi-Bläser, Folk und Polka mischt, ging großteils in im Gewitter-Regen unter.

Hypnotisch

Sigur Rós konnten dann aber ab dem vierten Song im Trockenen spielen. Sie lieferten ein Set mit ein paar neuen Songs, an denen sie gerade im Studio arbeiten und Bekanntem wie „Popplagið“. Auch wenn das Trio seit 2013 nicht auf Tour war, ihre Musik hat nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Frontmann Jonsi Birgisson entlockt seiner Gitarre nach wie vor mit einem Geigenbogen die schrägsten Töne, hier langgezogen und schwebend, dort hysterisch kreischend. Selbst wenn Sigur Rós dabei infernalisch klingen, schwebt in ihrem Sound immer noch ein elegischer, engelsgleicher Unterton mit. Das liegt zumeist – aber nicht nur – an der reinen, hypnotischen Sopranstimme von Birgisson, die sich mühelos in die höchsten Höhen schraubt und dort festsetzt.

Faszinierend auch die Präzision, mit der diese Musiker eine Vielzahl von Rhythmen und ein permanentes Wechselspiel von zart und verträumt und wütend-bedrohlich auf die Bühne bringen. So, dass man sich am Ende – allen Widrigkeiten zum Trotz und immer noch nass bis auf die Haut – eine Zugabe gewünscht hätte.

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