Protest gegen Kopftuchzwang: Filmstar beendet Karriere
Zusammenfassung
- Die iranische Schauspielerin Taraneh Alidoosti beendet aus Protest gegen den Kopftuchzwang ihre Filmkarriere und will ohne Kopftuch nicht mehr auftreten.
- Alidoosti bezeichnete die Frauenproteste im Iran seit September 2022 als "gesellschaftliche Explosion" und erhielt für ihre Haltung breite Unterstützung in sozialen Netzwerken.
- Nach ihrer Verhaftung 2022 und einem Arbeitsverbot bleibt sie trotz Angeboten aus dem Ausland im Iran und setzt ein Zeichen gegen das Kopftuchgesetz.
Die bekannte iranische Schauspielerin Taraneh Alidoosti hat angekündigt, ihre Karriere aus Protest gegen den Kopftuchzwang zu beenden. "Mit Kopftuch werde ich in keinem Film mehr spielen, unter keinen Bedingungen", erklärte die 41-Jährige in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview für einen Dokumentarfilm über ihr Leben.
"Gesellschaftliche Explosion"
Mehr als zwei Jahrzehnte sei sie im Filmgeschäft aktiv gewesen und habe zahlreiche Erfolge gefeiert. Nun aber sei für sie Schluss.
Solange der Kopftuchzwang in Filmen nicht aufgehoben ist, wolle sie sich anderen Tätigkeiten widmen, sagte sie in dem Gespräch mit der Dokumentarfilmerin Pegah Ahangaran. Alidoosti bezeichnete die Frauenproteste vom September 2022 in ihrer Heimat als eine "gesellschaftliche Explosion", bei der "eine ganze Nation das Ende des Kopftuchzwangs forderte".
Viel Lob und Unterstützung in sozialen Netzwerken
Seitdem sei es für sie unvorstellbar, in Filmen mit Kopftuch aufzutreten. Dies wäre eine "Farce", die sie nicht mittragen wolle.
Mit ihrer Entscheidung wolle sie zugleich ein Zeichen im Kampf gegen das islamische Kopftuchgesetz setzen. In sozialen Netzwerken erhielt Alidoosti breite Unterstützung und viel Lob. Zu ihren bekanntesten Filmen gehören unter anderem die Dramen "The Salesman" sowie "Alles über Elly", beide unter der Regie des zweifachen Oscar-Gewinners Asghar Farhadi.
Alidoosti wurde im Dezember 2022 verhaftet
Im Dezember 2022 war Alidoosti im Zuge der landesweiten Proteste im Iran verhaftet worden – vor den Augen ihrer kleinen Tochter. Zuvor hatte sie sich mit der Frauenbewegung solidarisiert und auf Instagram ein Foto ohne Kopftuch veröffentlicht. Die Sicherheitsbehörden warfen ihr "Unterstützung konterrevolutionärer Kreise" vor.
Später erhielt sie ein Arbeitsverbot. Trotz lukrativer Angebote aus dem Ausland entschied sie sich, im Iran zu bleiben. "Trotz der ganzen Probleme ist hier immer noch mein Zuhause", betonte sie mehrfach.
Auslöser der Frauenbewegung und der landesweiten Proteste war der Tod der jungen Kurdin Mahsa Jina Amini im September 2022. Sie war wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Kopftuchpflicht festgenommen worden und starb wenige Tage später in Polizeigewahrsam. Seitdem ignorieren viele Frauen im Iran die Kopftuchpflicht. Selbst ein von Hardlinern im Parlament verabschiedetes Gesetz mit drakonischen Strafen konnte daran wenig ändern.
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