Tanzquartier: Tanz gegen Extremismus

Tanzquartier: Tanz gegen Extremismus
Brisantes Tanztheater aus England. Das DV8 Physical Theatre zeigte am Freitag "Can We Talk About This?" im Tanzquartier.

Das britische DV8 Physical Theatre steht seit 1986 für brisantes Tanztheater mit politischen Bezügen. Im Tanzquartier Wien war am Freitag die österreichische Erstaufführung von "Can We Talk About This?" in der Halle E/MuseumsQuartier zu sehen.

Regisseur Lloyd Newson und seine formidablen Performer greifen mit dem Thema der Bedrohung des Westens durch extremistisch gedeuteten Islam als Rechtfertigung für Terror und Unterdrückung ein heißes Eisen auf. Newson, ausgebildeter Psychologe und ehemaliger Sozialarbeiter, führte rund 40 Interviews mit Tätern und Opfern. Zusammen mit in Medien veröffentlichten Berichten dienen sie als Ausgangspunkte einer Inszenierung, die Sprechtheater (mit deutscher Übertitelung), Choreografie und Dokumentationsvideos verbindet.

Ambivalente Aussagen westlicher Politiker werden durch Körpersprache als leere Worthülsen entlarvt, wie überhaupt das Pendeln zwischen links und rechts den Mangel an humanitärer Haltung und Hilflosigkeit beim Vermitteln von Werten gnadenlos zur Schau stellt.

Newson zeichnet ein düsteres Szenario, wenn Aktivisten schamlos Toleranzgrenzen überschreiten und westliche Passivität grausame Verbrechen zwar verbal thematisiert, körperlich-menschlich jedoch verdrängt.

Drastische Texte und aufwühlende Choreografie vermitteln Bücherverbrennungen (Salman Rushdies "Die Satanischen Verse"), Missachtung von Menschenrechten, insbesondere Misshandlungen von Frauen und Verfolgung Andersdenkender. Dieses Stück ist ein Manifest für mehr Zivilcourage zur Verteidigung von Freiheit.

KURIER-Wertung: **** von *****

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