Tango mit Orchester: Akustisch direkt nach Buenos Aires

Juan José Mosalini (oben Mitte) und sein Tango-Orchester
Einer der weltbesten Musiker des Tango, Juan José Mosalini, gastierte im Wiener Konzerthaus.

Das ist nicht alle Tage zu erleben: Eine dieser Tango-Großformationen, wie sie in den 40er- und 50er-Jahren in Argentinien üblich waren.

Mit einem der weltbesten Musiker in diesem Genre: Mit Juan José Mosalini y su Gran Orquesta de Tango – vier Bandoneons (Knopf-Zieharmonikas, die der Krefelder Musiklehrer Heinrich Band um 1840 erfand und die Matrosen nach Südamerika brachten), vier Geigen, Bratsche, Kontrabass und Flügel – ging es Montag im Konzerthaus akustisch direkt nach Buenos Aires: stimmungsvoll und atmosphärisch dicht.

Mosalini hat noch selbst mit Astor Piazzolla gespielt und die erste Professur für Bandoneon in Europa erhalten. Wie das Ensemble die stilistisch so unterschiedlichen Klassiker des Tango Argentino von Néstor Marconi und Mariano Mores über Anibal Troilo und Augustin Bardi bis eben Piazzolla, dem Begründer des „Tango Nuevo“, präsentiert, zeigt die ganze Vielfalt dieses Genres.

Heiter bis traurig

Der Sound ist voller Seele, Trost und Wärme, Sehnsucht und Liebe, gehaltvoll und innig. Heiter bis tieftraurig, beklemmend bis himmelhochjauchzend.

Der Abend der aufregenden Dissonanzen und raffinierten Tempi begann mit dem melancholischen „Ciudad Triste“ von Osvaldo Tarantino und Julian Plazas „Nostalgico“. Piazzolas eigentlich tänzerischer „Tango Ballet“ bekam eine Geigenweichspülung verpasst. Ein Kontast dazu: „La Cumparsita“ des uruguayischen Komponisten Mator Rodriguez, der staubtrocken intonierte legendäre Tango-Hit aus dem frühen 20. Jahrhundert. Ein famoser Ohrenschmeichler auch „A la Sombra del Fueye“ von Victor Lavallen.

Mit dem Tango ist es wie beim Wein. Es gibt viele gute Sorten. Mosalini serviert die besten.

KURIER-Wertung:

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