Abschied von der Ausbeutung

Edgar Froese, Mastermind von Tangerine Dream, lässt sich gerne von Kafka und Goethe inspirieren
Tangerine Dream zeigen am 3. Juni im Wiener Gasometer ihre "Phaedra Farewell Show".

Es ist kein Abschied für immer. Tangerine-Dream-Mastermind Edgar Froese verspricht auch, dass es bei der Show seiner Band im Wiener Gasometer am 3. 6. nicht nur die Songs des legendären "Phaedra"-Albums zu hören gibt.

Damit schaffte der Berliner 1974 den internationalen Durchbruch, gilt seither als Pionier der elektronischen Musik. Trotzdem, sagt er im KURIER-Interview, gebe es auf der "Phaedra Farewell Tour" auch alles andere zu hören, was sich die Fans wünschen. "Der Tour-Titel kommt daher, dass das Album 40-jähriges Jubiläum hat. Und ,Farewell‘ bedeutet nur, dass das die letzte große Tournee ist."

Und das, sagt er, liege an der Art, wie sich das Business verändert hat. "Mittlerweile regieren in der Konzertindustrie – wie in den 80ern in der Plattenindustrie – ein paar Holdings, die alles abräumen. Das ist nicht mehr Unterstützung der Kreativen, sondern Ausbeutung. Dagegen habe ich etwas."

So will er in Zukunft statt auf Tour zu gehen – unabhängig von den großen Veranstaltern – in Eigenregie Einzel-Konzerte organisieren. Ähnlich, wie er es seit Jahren mit seinen Platten macht.

Filmkomponist

Nachdem Tangerine Dream mit "Phaedra" den Sprung ins Ausland geschafft hatten und von der New York Times als "weltbeste Synth-Band" bezeichnet wurden, machte Froese sich auch als Film-Komponist (etwa für den Tom-Cruise-Streifen "Risky Business") einen Namen.

Seit Jahren veröffentlicht er auf seinem eigenen Label Platten mit New-Age-Musik, die häufig von Literatur beeinflusst sind. So hat er jüngst Kafkas "Das Schloss" oder Edgar Allen Poes "Island Of The Fay" vertont.

Literatur fasziniert den 69-Jährigen, seit er "Phaedra" nach der Gattin von Theseus aus der griechischen Mythologie benannt hat. "Die griechische Mythologie ist mit all der Eifersucht, dem Neid und dem Machtstreben ihrer Götter wie eine Blaupause für das soziale Lebensbild unserer Zeit" sagt er.

"Außerdem finde ich, dass in den Werken ,Göttliche Komödie‘ von Dante, ,König Lear‘ und ,Hamlet‘ von Shakespeare und Goethes ,Faust‘ die essenziellen Fragen der Menschheit – dieses ,Wer bin ich, und wohin gehe ich?‘ – auf umfassende und episch brillante Weise abgehandelt werden."

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