„Sweeney Todd" am Tiroler Landestheater: Ein Thriller, allzu brav inszeniert

„Sweeney Todd" am Tiroler Landestheater: Ein Thriller, allzu brav inszeniert
Stephen Sondheims Musical „Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street“ am Tiroler Landestheater (Von Markus Spiegel).

 Der kürzlich verstorbene Komponist und Textdichter Stephen Sondheim, Erneuerer des amerikanischen Musicals, hat Meisterwerke geschaffen, die leider kaum im kontinentaleuropäischen Raum zu sehen waren. Und wenn, wurden sie vom Publikum nicht geschätzt. Regisseur Josef E. Köpplinger war mutig und hat „Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street“ im April 2000 (Theater Akzent) erstmals in Österreich zur Aufführung gebracht. Inszenierung und Besetzung waren exzellent, aber zur Pause verließ gut die Hälfte des Publikums die Aufführung. 2007 verfilmte Tim Burton das Musical mit Johnny Depp, Helena Bonham Carter und Alan Rickman. Erst ab diesem Zeitpunkt konnte das Stück auch auf deutschen Bühnen reüssieren. Die Volksoper konnte in der ersten Saison 2013 immerhin eine Auslastung von 99 % verzeichnen.

Nun ist das Stück am Tiroler Landestheater zu sehen. Regisseur Dale Albright hat eine allzu brave Inszenierung abgeliefert, die schon als antiseptisch bezeichnet werden kann.

Kaum Spannung

Bei diesem Thriller um den Serienmörder Sweeny kommt kaum Spannung auf. Einige Szenen sind gut gelungen. Selbst der Bravour-Titel der Mrs. Lovett (Susanne Seimel), „Worst Pies In London“, in dem sie die blutigen Pasteten aus menschlichem Fleisch anfertigt, funktioniert nicht so richtig, weil einfach der notwendige Dreck fehlt, die Ironie auch. Christoph Filler als Sweeny Todd bemüht sich redlich, Alina Wachter als Johanna ist in den Höhen wenig angenehm.

Hervorragend sind Valentin Vater als sadistischer Richter Turpin, Laura Schneiderhan als Bettlerin und besonders Andrea di Majo als jugendlicher Liebhaber. Di Majo war die Entdeckung des Abends. Dirigent Hansjörg Sofka hat mit dem Tiroler Symphonieorchester sehr präzise gearbeitet, mehr Dynamik hätte gutgetan.

Lieber auf Deutsch

Ein großer dramaturgischer Fehler sei angemerkt: Bei Sondheim ist das Konzept „Englisch gesungen und Deutsch gesprochen“ kontraproduktiv für das Verständnis. Eine Aufführung durchgängig deutscher Sprache wäre angebrachter.

Hoffentlich können sich die Besucher von „Sweeney Todd“ begeistern lassen. Das Premierenpublikum reagierte mit viel Applaus und Bravo-Rufen.

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