Susi Stach: "Ältere Frauen werden im Film langsam sichtbarer"

Susi Stach in "Im Schatten der Angst"
Ihre Rolle als Gerti B. bringt Susi Stach mitunter in ungewöhnliche Situationen: „Letztens war ich trainieren und wollte mit meinem Auto aus einem Schrägparkplatz ausparken. Plötzlich bleibt hinter mir ein Auto stehen und blockiert mich. Ich denk mir ,Hallo, geht’s noch?‘ und will gerade was sagen, da macht der Fahrer das Fenster runter und fragt: ,Wann kummt’n die nächste Staffel von der Gerti B.?‘“, erzählt die Schauspielerin im KURIER-Gespräch lachend.
Seit 2019 gibt Stach die Ermittlerin aus Floridsdorf – zunächst in der ORF-Stadtkomödie, mittlerweile wurde daraus mit „Die Fälle der Gerti B.“ eine eigene Serie. Für den Mann im Auto – und alle anderen Fans – hat Stach jedenfalls gute Nachrichten: „Ich konnte ihm dann sagen, dass wir gerade die zweite Staffel gedreht haben, die wir hoffentlich nächstes Jahr sehen können.“
Stach nennt die Serie ihr „Herzensprojekt“: „Ich habe das Gefühl, dass ältere Frauen in Film und Serien langsam sichtbarer werden – und zwar nicht nur als Großmutter, sondern mit einem eigenständigen Berufsleben und eigenständigen Problemen.“

Susi Stach in "Die Fälle der Gerti B."
"Hab mich nicht getraut, Helen Mirren auszubessern"
Aktuell steht die Schauspielerin in der Bretagne für eine deutsche RomCom vor der Kamera. Die 64-Jährige verkörpert darin die Buchhalterin einer Austernfarm – und spricht dabei Deutsch mit französischem Einschlag. Eine spannende Aufgabe für die Wienerin, die sich als Dialektcoach intensiv mit Sprache und Akzenten beschäftigt. In dieser Funktion ist sie mittlerweile international gefragt: Stach arbeitete etwa mit Daniel Brühl für seine Rolle als Niki Lauda an dessen österreichischem Akzent. Im US-Drama „Die Frau in Gold“ coachte sie u. a. Helen Mirren: „Am Anfang habe ich mich gar nicht getraut, sie auszubessern. Ich dachte: Ich kann doch nicht zu Helen Mirren sagen, dass sie etwas anders machen soll. Aber sie meinte: ,Doch, Susi, das ist deine Aufgabe!‘ Sie ist eine großartige Frau – genau so, wie man sich gewünscht hat, dass sie ist.“

Susi Stach und Josef Hader in "Sturm kommt auf"
"Wenn die Gerti B. aufwacht, trägt sie keine Mascara"
Selbst in Aktion tritt Stach wieder in "Im Schatten der Angst – Der Skorpion" (19. Oktober) sowie im zweiteiligen Historiendrama „Sturm kommt auf“ (22. und 23. Oktober) in ORF 2. „Ich konnte den ersten Teil bereits sehen und finde ihn großartig. Er ist kompromisslos, und ein bisschen fürchte ich mich schon vor dem zweiten Teil. Da geht es um die Machtergreifung der Nazis, und wenn der erste Teil schon so hart war, dann wird es der zweite auch werden.“
Gespielt habe sie dabei ohne Maske: „Mir wurden nur die Haare geflochten. Und das finde ich auch völlig richtig so: Ich spiele die Frau eines Krämers in den 1920er Jahren – natürlich bin ich dann nicht geschminkt. Auch wenn die Gerti B. in der Früh aufwacht, hat sie keine Mascara auf den Wimpern. Ich finde das toll, wenn ich Rollen bekomme, bei denen das so sein darf“, sagt Stach, die für ihre Arbeit nun ROMY-nominiert ist.
„Dass ich in einer Reihe mit diesen großartigen Frauen stehe, ist für mich so eine Ehre, dass es mir ehrlich gesagt ein bisschen wurscht ist, ob ich den Preis bekomme“, so Stach. „Ich habe vor Kurzem beim Dreh einen Fahrer getroffen, der gesagt hat: ,Heast, Susi, ich kann mich noch erinnern, eigentlich hast du immer gecoacht und manchmal eine Tagesrolle gehabt. So super, dass du jetzt die Hauptrollen kriegst.‘ Das ist so nett, wenn andere das wahrnehmen und sich darüber freuen. Ich freue mich auch und stehe dem sehr demütig gegenüber.“
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