Suche nach dem inneren Schockrocker

epa03495479 US singer Marilyn Manson performs on stage at the Heineken Music Hall in Amsterdam, The Netherlands, 03 December 2012. Manson tours with his band and fellow shock rocker Rob Zombie in the Twins of Evil show through the US and Europe. EPA/FERDY DAMMAN
Der Pop-Provokateur will beim Wien-Konzert am Samstag an alte Größe anschließen.

Im Dunklen verirrt man sich leicht. Wer sollte das besser wissen als Düsterrocker Marilyn Manson. Tiefschwarz ist es in dessen Kunstpopwelt, die voll ist mit ganz bösen Gedanken, extraschlimmen Ideen und superfiesen Schrei- und Flüsterstimmen. Mit Letzterer beschreibt Manson Zerrspiegelbilder unterschwelliger Gewalt, fanatische Religion, untergegangene Popkulturen und die wirklich heiklen Phasen der Geschichte. Einst trug er dabei Micky-Maus-Ohren.

Zuletzt war es bei Manson aber eher finster als dunkel: Oft lagen in seinem ganz eigenen Kosmos unheiliger Ernst und unfreiwillige Selbst­parodie so eng beieinander, dass sie kaum noch zu unterscheiden waren. Manson wurde zum Hauptdarsteller im eigenen Schockrocker-Musical, das recht hilflos versuchte, sich selbst ernst zu nehmen. Die Karriere hatte schon bessere Tage gesehen, musste er sich letztlich auch selbst eingestehen. Das Plattenlabel war schuld, sagte Manson im Metal Hammer-Interview, und da kann auch ein harter Düsterkerl ein wenig übersensibel wirken. Was schade ist. Denn Marilyn Manson in Hochform ist Pop von seiner stärksten Seite: Künstlich, kraftvoll, kontroversiell, ein wüst durchgestylter Gegenentwurf zur Berieselungskultur. Damit kann man die Eltern noch erschrecken! „Fuck safe sex“, sagt Manson schon mal. Böse! Und bei „Fuck breakfast“, pfeif aufs Frühstück, war die ganze Kindererziehung umsonst.

Schurke

Nun denn: Die Suche nach dem inneren „Schockrocker“ (die Zeiten, wo man das ohne Kichern sagen konnte, sind eigentlich längst vorbei) ist zumindest zum Teil geschafft. Manson ist seinen langjährigen Label-Vertrag losgeworden, hat nun ein eigenes, mit dem ihm eigenen Understatement „Hell“ („Hölle“) genanntes Label gegründet und ist nun mit einem neuen Album („Born Villain“) wieder auf Tour.
Zur Unterstützung bringt er am Samstag seinen eigenen Zombie (Vorname: Rob, seines Zeichens berühmt geworden mit seiner Band White Zombie) mit in die Wiener Stadthalle. Die ist zumindest windsicher: Im Sommer wurde Mansons Auftritt beim Nova-Rock-Festival Opfer eines letztlich wenig beeindruckenden Sturmes. Es gibt für Wien noch Sitzplatzkarten.

Bilder: "Born Villain" - Die Facts zum aktuellen Album
 

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