Die Spaßguerilleros mit dem Nonsensgeplänkel
Wie nennt man einen 100-Meter-Lauf von siamesischen Zwillingen? Ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Es macht keinen Sinn, über das Niveau der Witze von Stermann & Grissemann zu mosern. Sie sind bekanntlich oft jenseits aller Schmerzgrenzen angesiedelt.
So tun die Knallchargen des TV auch in "Für die Eltern was Perverses" im Rabenhof – "Naked Lunch"-Frontman Oliver Welter ist dabei ihr musikkabarettistischer Aufputz – das, was sie immer tun:
Maulen, lästern, sonor granteln im Grundton des Weltekels und der Wurschtigkeit. Das ist ihre Marke. Dafür wird das Schmähtandler-Duo geliebt oder gehasst.
Keine Zuckergoscherl-Spaßetteln
Die putzigen Zuckergoscherl-Spaßetteln im Streichelzoo-Kabarett sind ihre Sache nie gewesen. Eher die Blitze der Hinterfotzigkeit im blasierten Nonsens-Geplänkel. Und des Zynismus bei Ansagen von der Art: "Auch Frauen ohne Kind können keine Karriere machen."
Christoph Grissemann gibt den plappernden Pantomimen der traurigen Gestalt, karikiert als "Monsieur Ohlala" aus Meidling auf der Suche nach der "klassischen Übergangsfrau" die Kupplershow "Liebesg’schichten und Heiratssachen": Er "sauft gern im depardieuschen Ausmaß" – 16 Liter Rotwein, sechs Flaschen Whisky. Klar, auch die Wunschfrau soll "eine starke Trinkerin" sein ...
Dirk Stermann, zuerst mit blonder Perücke adjustiert, dann in der Krachledernen, hat seine "Mutter im Altpapier versteckt, weil sie zu wenig liest", präsentiert sein Wursttagebuch mit eingeklebten Wurstradeln, moniert, dass an den Fischen im Aquarium noch die Preisschilder sind, und widmet sich der Frage: Wer geht in den Tann kacken?
Atemlos
Der passende Soundtrack zur morbid-absurden Szenerie ist Oliver Welters Interpretation u. a. von Helene Fischers "Atemlos durch die Nacht".
Stermann & Grissemann sind wie sie sind. Für die einen ist damit der Tatbestand der gefährlichen Drohung erfüllt. Die anderen – wie die Premierengäste – jubelten.
KURIER-Wertung:
Kommentare