Für den kleinen Horror zwischendurch

Von Obama geehrt: Stephen King, 68
20 Kurzgeschichten und ein wertvoller Hinweise über den Kauf von Ideen.

Fragt man Stephen King, woher er die ganzen Ideen für diese Unmenge an Horrorgeschichten hat, witzelt er: Er bekomme sie in einem kleinen Geschäft in Utica.

Stephen King hat Humor – eine Eigenschaft, die er Philip Roth und Jonathan Franzen abspricht. Schwarzer Humor begegne ihm, King, erfreulicherweise ständig:

"Was kann man denn tun außer lachen, wenn der Tod im Spiel ist?"

Für sein neuestes Buch "Basar der bösen Träume" war er oft in Utica (wobei nicht klar ist, ob er Utica im Staat New York, Missouri, Ohio, Oklahoma … meint oder Utica in Tunesien).

An der Kreuzung

Es sind 20 Kurzgeschichten, 17 davon erstmals in deutscher Übersetzung, und jede Grusel-Portion hat von dem 68-Jährigen eine Art Vorwort bekommen, sodass er manchmal dann doch verrät, was ihn inspiriert hat.

Das kann schlicht und einfach eine Straßenkreuzung mit zwei Lastautos sein oder ein Sonnenuntergang oder ein nicht enden wollender Schmerz im Bein – den er selbst hatte, nachdem er 1999 beim Spazierengehen vom betrunkenen Fahrer eines Kleinbusses schwer verletzt worden war.

Einige von Stephen King zuletzt erschienene Romane waren – wie sagt man? – zur Überraschung aller: literarisch wertvoll. "Joyland" (2013) war fast schon Sprachmagie.

Das war wohl der Grund, warum er kürzlich von Präsident Obama mit der National Medal of Arts geehrt wurde (= die bedeutendste Auszeichnung amerikanischer Künstler durch den Kongress, Bob Dylan hat auch eine Medaille, ein TV-Produzent namens Robert Saudek allerdings auch).

Im Supermarkt

Von den gesammelten Erzählungen kann man nicht behaupten, dass sie mehr sind als Quickies.

Wenn sich wieder einmal ein Monster als Auto verkleidet, wenn ein eReader in eine andere Welt führt und ein Mann tötet, indem er Nachrufe schreibt … dann ist das ein Spaß. Schlecht?

Auch die Anekdoten zwischendurch sind unterhaltsam. Zum Beispiel erzählt der Amerikaner von dem Vorfall, als er im Supermarkt Chips, Zimtschnecken, Batterien und eine Bratpfanne einkaufen war und eine etwa 80-Jährige im Elektrowagen vor ihm stehen blieb:

"Ich kenne Sie. Sie sind Stephen King. Sie schreiben diese gruseligen Geschichten. Das ist schon in Ordnung, manche Leute mögen so was, ich aber nicht. Ich mag Geschichten, die mich aufbauen. Zum Beispiel die über das Gefängnis, Pin Up heißt sie."

"Die habe ich auch geschrieben."

"Nein, haben Sie nicht", sagte sie und fuhr weiter.

"Pin Up" ist eine Kurzgeschichte aus der mehr als 30 Jahre alten Sammlung "Frühling, Sommer, Herbst und Tod" – übrigens eines von zurzeit 60 lieferbaren King-Büchern aus dem Münchner Heyne Verlag.

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