Stephen King: Der wahre Horror sind die Homophoben
Da war ein Mann, Scott, der wollte noch etwas in Ordnung bringen vor seinem sicheren Tod.
Der wollte in seiner Stadt helfen, Vorurteile abzubauen. Es hatte nämlich ein vegetarisch-mexikanisches Restaurant aufgesperrt, sehr feines Essen. Die beiden Besitzerinnen sind lesbisch.
Das hätten die Einwohner irgendwie akzeptieren können. Wären die beiden Frauen im geheimen lesbisch gewesen. Aber nein, sie waren sogar verheiratet miteinander, und deshalb ist ihr Restaurant recht leer und wird wohl bald zusperren müssen.
Süß
So ist das in der sehr dummen, sehr konservativen und selbstverständlich fiktiven Kleinstadt Castle Rock.
75 Prozent haben hier Trump gewählt.
Castle Rock? Von Stephen King (Foto oben) hat sich in Castle Rock schon Horror ereignet.
Jetzt die Überraschung: „Erhebung“ ist von King. Nach „Der Outsider“ sein zweiter Roman heuer. Ein kurzer ausnahmsweise..
Manchmal reißt es den Amerikaner, dann will er die Welt retten. Dann schreibt er etwas Wichtiges, etwas Richtiges, Menschliches, und dann wird er süß. Nicht pickig, aber süß. Damit diese zu Herzen gehende Geschichte aber etwas Typisches von ihm hat, nahm der heute 71-Jährige eine Idee auf (und verändert sie), die er 1984 in „Der Fluch“ (= Thinner) verwendet hatte.
Scott, der nicht gegen böse Clowns oder Killerautos usw. kämpft, sondern gegen die Leute, die Angst und Aversionen gegen Homosexuelle haben ... er verliert Gewicht.
Ein 120-Kilo-Mann, der immer leichter wird – aber seinen Bauch behält. An manchen Tagen verliert er mehr als ein Kilo. Er schafft es, dass Castle Rock g’scheiter wird.
Tut gut zu lesen, dass so etwas möglich ist. Auch wenn es im Roman geschieht.
Und dass sich Scott erhebt, über sich hinaus: Das ist hoffentlich auch möglich, ohne gleich in die Luft zu fliegen, bis es einen zerreißt.
Stephen King: „Erhebung“
Übersetzt von
Bernhard
Kleinschmidt.
Heyne Verlag.
144 Seiten.
12,40 Euro.
KURIER-Wertung: ****
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