Steigende Energiekosten, das Damoklesschwert-Schwert für Pop/Rock-Shows

KONZERT: ED SHEERAN
Strom für Licht und Verstärker, Benzin für den Transport des Equipments: Rock-Shows sind energieintensiv, weshalb die Tickets bald teurer werden
Sicher ist: Irgendwann werden die steigenden Energiekosten bei den Pop- und Rock-Fans ankommen und sich auf die Ticketpreise von Shows wie der von Ed Sheeran (im Bild oben) auswirken. Aber wann und wie das passiert, wissen die heimischen Veranstalter selbst noch nicht.
 
„Es gibt noch keine Bewegungen, die unüblich wären“, sagt Ewald Tatar, einer der größten Player in dieser Szene. „Die Anreise-Kosten bestreiten ja zumeist die Musiker selbst und refinanzieren das über die Gagen. Die sind aber auch in den vergangenen Jahren schon immer wieder leicht gestiegen und bis jetzt nur in dem gleichen Rahmen angepasst worden. Man merkt aber, dass in der Branche eher abwartend agiert wird, konkrete Antworten und Zusagen von Agenten oder Managements zögerlicher kommen und alle beobachten, wie sich die Energiepreise entwickeln.“ 
 
Steigende Energiekosten, das Damoklesschwert-Schwert für Pop/Rock-Shows

Ewald Tatar

Der Stromverbrauch eines Konzertes wird in den meisten Fällen über den Mietvertrag mit der Halle oder dem Stadion verrechnet, allerdings nur bei kleinen Veranstaltungen pauschal mit der Miete abgegolten. „Bei einem Konzert im B72 oder in der Arena hat man eine fertige Bühne und eine fixe Anlage, da kann man sich gut vorher ausrechnen, wieviel Strom verbraucht werden wird“, weiß Filip Potocki von Arcadia-Live, unter anderem verantwortlich für die Metastadt-Open-Airs. „Bei großen Konzerten ist der Verbrauch aber schwer einzuschätzen, weil man da bei Vertragsabschluss noch nicht weiß, mit wieviel Equipment diese Künstler angefahren kommen. Deshalb gibt es da im Mietvertrag Klauseln, mit denen der Strom entsprechend dem Verbrauch an uns weiter verrechnet wird, wo festgelegt ist, was die Kilowattstunde kostet, und dieser Preis auch an die Inflation angepasst wird.“
Tatar hat mit manchen Venues Verträge, die bis Ende des Jahres einen fixen Strompreis garantieren. Aber: „Natürlich hört man da, dass das angepasst werden muss.“ Gleiches hört er von den Veranstaltungsorten, wo der Strompreis pauschal mit der Miete bezahlt wird.
Steigende Energiekosten, das Damoklesschwert-Schwert für Pop/Rock-Shows

Filip Potocki

Noch spürt auch Potocki für Konzerte, die er zum Beispiel für das Frühjahr buchen will, keine konkreten Auswirkungen der aktuellen Energiekostenexplosion – außer das abwartende Handeln aller Beteiligten. Einig sind sich Tatar und Potocki auch darüber, dass sich all das irgendwann auf die Ticketpreise niederschlagen wird müssen. Denn die Entscheidung darüber, wieviel Storm bei einem Konzert verbraucht wird, fällt nicht bei den heimischen Veranstaltern, sondern bei den Acts und Managements, die entweder mit aufwändiger Produktion und Show auf Tour gehen, oder nur mit ein paar Instrumenten, Mikrofonen und bunten Spotlights. Potocki ist sich sicher, dass es da bei manchen Acts jetzt Überlegungen gibt, abzuspecken und ein Konzert wieder auf das Wesentliche zu reduzieren, wobei aber auch schon die effizienteren LED-Lampen den Stromverbrauch einer Lichtshow stark reduziert haben.
 
Tatar ist da etwas anderer Meinung: „Es kann sein, dass manche Acts versuchen, den einen oder anderen Truck einzusparen, aber ich bezweifle, dass das für die Zuschauer ersichtlich ist“, sagt Tatar. „Ich glaube, dass sie eher überlegen, zum Beispiel nicht mit der eigenen Bühne auf Tour zu gehen, sondern die lokal anzumieten. Wir haben heuer alle Stadion-Shows des Sommers - die Rolling Stones, Imagine Dragons, Green Day, Guns N‘ Roses und Die Toten Hosen - auf derselben Bühne gespielt. Die wurde dort nur einmal auf und nach all den Konzerten wieder abgebaut. Das ist nachhaltiger, spart Transportkosten, Personalkosten und auch Strom, weil der Aufbau zwar im Vergleich zu der Show sehr wenig, aber doch auch etwas Strom braucht.“

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