Star der Woche: MAGGIE ROGERS
Man ist als Musikstudent wahrscheinlich ziemlich nervös, wenn man seine Abschlussarbeit der Meisterklasse „Komposition“ vorspielen muss. Dem Dekan der University of New York, zwei Musikprofessoren und, quasi als Gastprofessor, einem „Artist in Residency“ namens Pharrell Williams. Also einem veritablen Superstar. MAGGIE ROGERS, eine 22-jährige Musikerin aus Maryland musste da genau so durch wie ihre KommilitonInnen.
Mit dem Unterschied, dass sie nicht einfach bestand. Ihr Song „ Alaska“ ließ Herrn Williams abwechselnd beseelt mit den Füßen wippen und mit den Tränen kämpfen. „Ich habe noch nie so etwas gehört. Das ist wie eine Droge für mich“, sagte er danach fassungslos. Und tatsächlich hat Rogers Song, eine unglaublich gut gelungene Mischung aus zartem Folk und Dance-Grooves, eine beinahe hypnotische Anziehungskraft. Das Video wurde viral und Ms Rogers, die bisher mit Banjo und Wanderklampfe in Studenten-Clubs aufgetreten war, zu einer der meistgejagten Hoffnungen der Musikindustrie. Und was macht sie? Maggie Rogers nimmt sich vorerst mal eine Auszeit und reist durch Europa. Als Touristin. Ihre Belohnung an sich selbst. Für die bestandene Prüfung.
SLEIGH BELLS: Hyper Dark
WHITE LUNG: Dead Weight
PROPHETS OF RAGE: Prophets of ...
DE LA SOUL: Royalty Capes
M.I.A.: Go Off
CLAMS CASINO & SAMUEL T. HERRING: Ghost In A Kiss
ROCKRED EARTH & POURING RAINBEAR’S DEN
Vom Mann am Banjo (Joey Haynes) haben sich die Briten vor den Aufnahmen getrennt – entsprechend gering ist der Folk-Anteil der neuen Scheibe. Was gut kommt. Statt Heustadl-Gefühlen bestimmen Reminiszenzen an urbane Cowboys wie die formidablen „The War On Drugs“ und sogar Bruce Springsteen die Atmosphäre. Groß, weit, melancholisch, wie im Titelsong, mit klagend perlenden Gitarrensoli und immer etwas verhaltenem Vorwärtsdrang („Emeralds“). Das Feuer sitzt tief in der Seele, wo ihm der strömende Regen nichts anhaben kann. Aber man spürt es. Klass. (Caroline)
POPTHE BRIDE BAT FOR LASHES
Natasha Khan ist eine der besten Songwriterinnen Englands. Mit dieser CD erreicht sie einen neuen Höhepunkt. Das Konzeptalbum über eine Braut, deren Zukünftiger auf dem Weg zur Trauung bei einem Autounfall stirbt, ist unglaublich traurig, packend und schön. Und zwar vom altmodischen, zum Cembalo gesungenen „I Do“ an. Über das himmlische „Joe’s Dream“, das mit bedrohlichen Synthies unterlegte „God’s House“, bis zum treibenden „Sunday Love“ und der beinahe versöhnlichen, an die frühe Kate Bush erinnernde Ballade „In Your Bed“. (Warner)
INDIEPOP/ROCKGRANDEVON WEGEN LISBETH
In Deutschland wurden die Berliner vorschnell in die Annenmaykantereit-Ecke gestellt. Prinzipiell gut, wird ihnen aber nicht gerecht. Gehen die ersten zwei Tracks noch in die Richtung „straßentaugliche Songwriterei mit Augenzwinkern“ („Meine Kneipe“, „Cherie“), packen sie bei „Komm mal rüber“ die Elek-troäxte, Synthies und einen Falsett-Refrain aus, der sich eher an Bilderbuch orientiert. Sehr lässig. Dazu „Penny“, „Bitch“ und „Sushi“, messerscharfe Alltagsbeobachtungen zwischen lyrisch und böse – und wenn sie Gas geben, denkt man an den Soul der Sterne. Stark. (Columbia)
SOUL/ELEKTROFOR ALL WE KNOWNAO
Die Londonerin kombiniert Synthies und Elektronik mit organischen, wild leidenden Gitarren und rollenden Bässen, wie es sonst nur ihr Soul-Kollege Ben Khan kann. „Get To Know“ hat etwas vom energisch rockenden britischen Soul der späten 60s, „Inhale“, mein absoluter Lieblingstrack, schiebt mit drängend rumpelnden Beats an, „Happy“ bleibt trots massiven Synthiebasses unglaublich elegant, die noch immer angesagten, gebrochenen Elektrosoul-Balladen kann sie natürlich auch („Adore“, „Morning“). Gewaltig gutes Debüt-Album. (Sony Music)
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