Star der Woche: KEHLANI

Star der Woche: KEHLANI
American Talent Kehlani emanzipiert sich. Richtig. Außerdem coole CDs von Baba Zula, Flo Morrissey, Nadia Rose und eine weniger coole von Mike Oldfield. Dafür eine superlässige Playlist mit New Releases von Blondie, Missy Elliot, Future Islands, Maggie Rogers u.v.a.
Star der Woche: KEHLANI
Warner Music

Talente-Shows sind auch in den USA ein Tummelplatz für grauenhafte Karaokesänger mit Selbstdarstellersyndrom und unerträgliche Möchtegern-Souler. Motto: „Geh mach mit, du singst doch imma so guat dazua, wenn's des von der Adele im Radio spühn!“ Ein wirklich gütiger Gott würde den ganzen Mist nie zulassen und dorthin verbannen, wo er hingehört. In die Hölle der Hobby- und Partykeller. Dass die mittlerweile 21-jährige KEHLANI genau bei einer dieser Veranstaltungen entdeckt wurde, spricht nicht unbedingt für sie. Medienrummel, Social-Media-Wahnsinn, Teenie-Hype, trendiger Tattoo-Exzess – nichts, was den ersten schlechten Eindruck korrigieren würde. Außer ihre Musik: „SweetSexySavage“.

Erstaunlich reifer R'n'B und Hip-Hop, der sich an 90s-Heldinnen wie Aaliyah und Brandy orientiert, ohne zeitgemäße Sounds und Beats zu ignorieren. Und dass jemand, der, wie es sich eben gehört, jedes verspeiste Frühstücksei und jeden Fummelkauf für seine Millionen Follower auf Twitter & Co kommentiert, textlich tatsächlich etwas zu sagen hat, hebt die Songs nochmal aus der Masse des hübschen Fastfood-Soul heraus. „Keep On“, ein persönlich gehaltenes Liebeslied, das einem das Herz tanzen lässt, „Everything Is Yours“, eine synkopische R'n'B-Ballade, die kaum jemand so zurückhaltend singen würde, „Personal“ – yes, Trap können wir auch, Baby. 19 Tracks und – auch das muss man hier erwähnen, weil's mittlerweile eine echte Rarität ist: kein einziger supercooler Gaststar, mit dem sie das Gefühl hat, sich schmücken zu müssen. Das ist richtig cool.

– Dem kann man nicht widersprechen.

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