Star der Woche: HAIYTI
Super-Bitch und „Girl Boss Gangster“, den Proll-Sex-Faktor auf beinahe ungeahntes Niveau geschraubt: HAIYTI ist der meistgehypte deutschsprachige Pop-Act der Stunde. Zu Recht, auf ihrem Debüt-Album „Montenegro Zero“ lässt sie den gängigen Boom-Bap-Rap ihrer männlichen Kollegen mit der dicken Hose mehr als alt aussehen. Sie weiß nämlich, wie’s heute wirklich klingen muss. Autotune, tickende Hi-Hat, Casio-Keyboards, verschleppte Samples und Bässe, die einem die Fußsohlen durch die airgepolsterten Sneakers massieren. Trap ist angesagt, und den mischt sie noch mit Pop, Wave und einer Portion Punk-Attitüde.
Dazu ihre Texte, beinahe klassisch über Rotlicht und den einen oder anderen „Mafioso“– aber mit Augenzwinkern, oft selbstironisch („100.000 Fans“), manchmal auch nachdenklich. Heiser im Stakkato gerappt, gesungen oder hysterisch hinausgebrüllt. Immer verstörend – wie schon ihr Name. Wer ist „Haiyti“ eigentlich?
Sie heißt in echt Ronja Zschoche, wuchs in Sozialwohnungen in Hamburg auf, St. Pauli und Langenhorn, keine gute Gegend ist ein Euphemismus. Sie kennt alle Kiezkaputniks, Punks und Halbwelt-Azubis der Nachbarschaft. Irgendwie schafft sie es trotzdem auf die Hamburger Kunstakademie, beeindruckt in der Meisterklasse von Kunst-Star Anselm Reye mit großformatigen Ölbildern von Gang-Logos, rasanten Autos und Handys.
Ist „Haiyti“ also das Kunstprojekt einer überspannten Hipsterin? Nein, sie ist durchaus authentisch. Aber eben auch reflektiert. Und besser geht’s nicht.
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