Star der Woche: ADIAM
Ihre Eltern flohen aus Eritrea, geboren und aufgewachsen ist ADIAM im schwedischen Uppsala, heute lebt sie in Berlin. Sieben Jahre war es nach ihrem vor allem in US-Medien hochgelobten Debüt-Album still um die Songwriterin. Jetzt hat sie in David Sitek (TV On The Radio, Yeah Yeah Yeahs, Elliphant, Scarlett Johansson) einen perfekten Produzenten und Partner gefunden.
Auch wenn das heißt, dass wir uns auf ihrer aktuellen CD „Black Wedding“ vom krachenden Gitarrenrock der frühen Jahre („Miss You“) verabschieden müssen. Ein Abschied, der insofern leicht fällt, als diese Scheibe von der ersten bis zur letzten Sekunde ganz einfach großartig ist. Sitek schichtet transparente Soundteppiche übereinander, auf denen Adiams ernste, eindringliche Stimme durch die Großstadtnacht schwebt. Gitarren (doch, das kann er schon auch), Synthies, Drums, Bass (butterweich und marianengrabentief), Samples harmonieren perfekt, ohne die zarten Melodien der Songs zu ersticken. Die keinesfalls nur auf Balladen beschränkt sind („Black Wedding“, „Dead Girl“, „Quiet Desperation“) – sie begleiten uns bei Tracks wie „Bigger“ und „Immaculate“ auch auf den Dancefloor. Danke.
HIP-HOP/WORLD AIMM.I.A.
Anecken? Mit Vergnügen. Der britische Superstar legt sich mit so vielen Parteien an, dass man sich wundert, wie sie überhaupt noch Zeit zum Musikmachen findet. Und dann ganz locker ihr lässigstes Album seit „Kala“ (2007) veröffentlicht. „Go Off“ ist ein Worldbeat-Hit, wie wir ihn von ihr gewohnt sind. Fetzt. Aber so richtig geht mir das Herz bei ihren radikal reduzierten Songs wie „Jump In“, „Bird Song“, „Visa“, „Fly Pirate“ auf. Ein paar Vocal Loops und Samples, eine Drum Machine – mehr braucht sie nicht. Und ja, klotzen kann sie schon auch noch: „Freedun“ (Interscope)
POPCAREHOW TO DRESS WELL
Der ungewöhnlichste Singersongwriter der Gegenwart. Der Mann aus Chicago hat einen Master in Philosophie, war ein Jahr lang Assistent des deutschen Philosophen Markus Gabriel – und macht den besten Elektrosoul, den es derzeit zu hören gibt. Und wenn er mit seiner vierten CD nicht zum Star wird, weiß ich auch nicht. Zum Weinen schöne Tracks, die nie weinerlich sind, sondern Groove, Gefühl und ein dichtes Soundspektrum verbinden. Als hätte Annie Lennox eine Band mit Michael Jackson und James Blake gegründet. (Domino)
SONGWRITERWHAT IF WE NEVER FORGETAVEC
„I love you – is this good enough?“, singt Avec in der wunderbaren Akustikballade „Darling“ ganz im Stil der großen Songwriterinnen der 1970er. Die im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen keine Angst hatten, simple Fragen zu stellen – und ihre Verunsicherung zu zeigen. Out of time? Ja, aber auf herzerwärmende, oft einfach unwiderstehliche Weise. Auf ihrer Debüt-CD erfüllt Avec alle Hoffnungen, die man sich nach ihren Singles („Granny“, „Dead“) machen durfte. Perfekt arrangierte Songperlen für lange Abende. (Earcandy)
PETER GABRIEL: The Veil – Noch immer am Puls der Zeit.
LADY GAGA: Perfect Illusion – 80s Stampf-Pop. Aber mit Wumms.
STING: Can’t Stop Thinking About You – Ein richtig flottes Lebenszeichen des Ex-Polizisten!
KANYE WEST: Fade – Autotune-Ekstase und tierisch guter Sample.
NORAH JONES: Flipside – 70s Crime-Movie-Feeling. Gefährlich gut.
MINAJ & GRANDE: Side To Side – Gotta love some Cheap Reggae-Thrills ...
BEYONCÉ: Freedom – Wuchtig, wichtig, gut wie immer.
MOBY: Don’t Leave Me – Kraftvoll & eindringlich wie lange nicht.
RIHANNA: Love On The Brain – 70s-Blues-Ballade einer echten Diva.
KING CRIMSON: Easy Money – Nein, nicht wirklich neuer Stoff. Aber neu eingespielt. Live auf der Japan-Tour des Vorjahres.
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