Königstorfer: "Situation ist keine angenehme"

Thomas Königstorfer dominierte mit seiner Zeugenaussage die 6. Tagsatzung
"Noch heute wende ich Drittel meiner Arbeitszeit für die Aufarbeitung auf" meinte der kaufmännischer Leiter des Burgtheaters.

Die Zeugenaussage des derzeitigen kaufmännischen Burgtheater-Geschäftsführers Thomas Königstorfer hat bisher die heutige 6. Tagsatzung im arbeitsrechtlichen Prozess um die Entlassung seiner Amtsvorgängerin Silvia Stantejsky im Arbeits- und Sozialgericht Wien dominiert. Noch immer investierten er und sein Stellvertreter ein Drittel der Arbeitszeit in die Aufarbeitung der Causa, so Königstorfer.

Er selbst habe nach seinem Amtsantritt im September 2013 - nachdem Stantejsky zur Vizedirektorin berufen worden war - das Haus zunächst kennengelernt und nicht zuletzt "das Dreieck" aus Matthias Hartmann, Stantejsky und ihm selbst. Ein zentrales Thema sei dabei die Frage gewesen, wer Verhandlungen mit Künstlern führen und die Verträge dafür ausfertigen dürfe. "Frau Stantejsky hatte hier historisch in ihrer Funktion Agenden wahrgenommen, die man eher dem künstlerischen Bereich zugeordnet hätte", so Königstorfer in seiner knapp vierstündigen Befragung. Die Diskussion sei in gutem Klima abgelaufen, worauf man die Klärung getroffen habe, dass Vertragsverhandlungen Aufgabe der künstlerischen Direktion, Personalangelegenheiten hingegen die der kaufmännischen Direktion seien.

Nicht bewusst

Insofern müsse er festhalten: "Mir war Ende 2013 nicht bewusst, dass von Magistra Stantejsky Anweisungen und Aktivitäten getätigt wurden, die der Geschäftsordnung oder unseren Abmachungen widersprochen hätten", so Königstorfer, der als zweiter Zeuge am Montag aussagte und mehrfach für Kopfschütteln beim als Besucher anwesenden einstigen Bundestheaterholding-Chef Georg Springer sorgte. Die Weisung der Holding zur Suspendierung Stantejskys habe im November 2013 alle Beteiligten zunächst "emotional unvorbereitet getroffen" - zumal die gesundheitliche Situation Stantejskys in diesen Herbstwochen bereits "sehr, sehr angegriffen schien". Vom damaligen Burg-Direktor Matthias Hartmann habe es Protest gegen die Entlassung gegeben. "Er hat die Frage nach Alternativen sehr vehement gestellt", formulierte Königstorfer. Seiner Erinnerung nach unrichtig sei jedoch, dass es nach ihrer Entlassung an Stantejsky das konkrete Vertragsangebot einer Weiterbeschäftigung gegeben habe - ein Punkt, der für die Rechtsvertretung der Ex-Geschäftsführerin einen zentralen Punkt darstellt.

Wenn er nun auf die Zeit vor seiner Amtsübernahme blicke, müsse man konstatieren, dass es für zahlreiche Auszahlungen zumindest keine schriftliche Rechtsgrundlage gegeben habe. In der zwischen Kläger- und Beklagtenseite strittigen Frage, ob es hierzu stets mündliche Vereinbarungen gegeben habe, hielt Richter Helge Eckert in klaren Worten fest: "Man hantiert hier mit Steuergeldern - falls das in Vergessenheit gerät."

Finanzielle Dimension

Königstorfer schlüsselte bei dieser Gelegenheit die aktuelle finanzielle Dimension der Aufarbeitung der Causa auf. Er wisse von zehn Fällen, bei denen Personen Ansprüche an das Burgtheater angemeldet haben, die aus Sicht des Hauses jedoch bereits beglichen seien, wobei man hier von einer Größenordnung zwischen 400.000 und 500.000 Euro spreche. Der umgekehrte Fall, bei dem also die Burg Forderungen offen hat, betreffe rund 20 festangestellte Mitarbeiter und 100 Werkvertragspartner. Die finanzielle Dimension betrage hier, wie in der Bilanz festgehalten, rund 1 Million Euro. Und schließlich gebe es die dritte Kategorie, bei der Verträge zwar den Passus enthielten, dass das Gehalt valorisiert werde, was dann aber nicht erfolgt sei - also weniger ausbezahlt wurde als schriftlich vereinbart. Hier müsse man zunächst prüfen, ob die ausbleibende Valorisierung aufgrund konkreter Abmachungen nicht erfolgt sei. Dieser Umstand treffe auf 30 bis 50 Mitarbeiter zu, was von den Wirtschaftsprüfern mit 500.000 Euro in die Bilanz eingestellt worden sei. Bisher sehe man sich mit einer Klage konfrontiert, aber mit zahlreichen weiteren Klagsdrohungen. "Die Situation ist keine angenehme", unterstrich Königstorfer.

Zum Auftakt des Tages hatte KPMG-Wirtschaftsprüfer Ewald Kager als Zeuge über die im Vorjahr von ihm als Projektleiter verantwortete forensische Aufarbeitung der Causa berichtet. Dabei habe man Überweisungen vom Burgtheater-Konto auf das Stantejsky-Privatkonto in den Jahren 2012 und 2013 festgestellt - ohne, dass man dafür entsprechende Grundlagen habe definieren können: "Für uns nachvollziehbar war kein Rechtsgrund, weshalb es eine Überweisung vom Burgtheater an das Privatkonto gegeben hat." Mit Stantejsky als Betroffener selbst habe man, wie bei forensischen Untersuchungen üblich, ebenso wenig gesprochen wie mit dem einstigen Facilitymanager Erich Skrobanek. Dies sei allerdings die freie Entscheidung der Prüfer gewesen und nicht aufgrund einer Weisung erfolgt: "Wir haben jede Person, die wir befragen wollten im Burgtheater, befragt."

Im Laufe der heutigen Tagsatzung werden nach einer Mittagspause noch Holding-Prokurist Othmar Stoss und Peter Stransky als Leiter der Internen Revision im Zeugenstand erwartet.

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