Spurensuche für Spätgeborene

Spurensuche für Spätgeborene
Studierende der Kunstakademien in Wien und Budapest zeigen Echos zum Weltkriegs-Gedenken.

Man möchte meinen, es sei alles gesagt: Den Schüssen von Sarajevo, den Gräueln des Ersten Weltkrieges, dem Zerfall der Donaumonarchie wurde heuer, 100 Jahre nach der Initialzündung, viel Raum in Büchern, Filmen und Museen gewidmet.

Doch was bedeutet das Gedenken für eine Generation, die auch den Eisernen Vorhang und den Mauerfall nicht live erlebt hat? Eine Generation, die in einem Europa aufwuchs, in dem zwar viele Barrieren gefallen sind, andere aber symbolisch sehr wohl noch bestehen?

Solche Überlegungen waren Ausgangspunkt für die Ausstellung "Parallelspuren / Párhuzamos nyomok", die bis 11. Jänner im Ausstellungsraum "xzibit" an der Wiener Akademie der bildenden Künste zu sehen ist. Als Kooperationsprojekt der Kunstakademien in Wien und Budapest entstanden, vereint die Schau Arbeiten von jungen Künstlern und Künstlerinnen, die an diesen Institutionen studieren.

Der aus Serbien stammende Žarko Aleksić setzte in seiner Arbeit etwa sein eigenes Konterfei zwischen Porträts des Thronfolgers Franz Ferdinand und des Attentäters Gavrilo Princip. Vor den Bildern postierte er drei Erdhäufen im Ausstellungsraum – einer davon stammt (vorgeblich) aus Ungarn, einer aus Österreich, einer aus Serbien. Die Erde vermischt sich, ebenso wie drei Tonspuren, die in der Installation abgespielt werden: Die Absurdität von Nationalismus und Blut-und-Boden-Symbolik, die heute vielerorts nach wie vor en vogue ist, findet dabei eine greifbare Entsprechung. Ebenso treffsicher: Olivia Coelns Fotos von Denkmal-Sockeln, auf denen alle Inschriften wegretuschiert wurden, oder Péter Heckers aus Holz geschnitzte Bärte, die ihre Träger in Kaiser Franz Josef, Georg V. oder Rasputin verwandeln.

Während das Weltkriegs-Thema in einigen der Arbeiten stark präsent blieb, entfernten sich einige Projektteilnehmer weit davon: In einem Video, das Sebastian Hoch mit einer Drohne aufnahm, ist die vorrangige "Parallele" der Städte Wien und Budapest eine mysteriöse weiße Box, die am Dach der US-Botschaft thront. Es zeigt sich: Die einstigen Zentren der Monarchie sind heute in neue Machtgefüge eingebettet – und immer wieder braucht es Künstler, um diese sichtbar zu machen.

INFO: Bis 11. 1. 2015, Schillerplatz 3, 1010 Wien.

www.akbild.ac.at

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