Hoffnung im Recycling

Bruce Springsteen und Tom Morello graben für "High Hopes" im Song-Archiv.

Ich habe jede Menge Songs auf meinem Computer, die bei irgendwelchen Alben zu viel waren oder nie fertig geworden sind“, sagt Bruce Springsteen. „Ich habe sie auf Tour immer mit dabei mit und hole sie in der Nacht raus, um mich damit zu amüsieren.“

Amüsieren heißt für den 64-Jährigen: Daran weiterarbeiten! Und auf der jüngsten Tour hat er einige auch fertiggestellt. So erscheint Freitag das Album „High Hopes“, für das Springsteen Cover-Versionen von Bands wie The Saints und The Havalinas mit Neuaufnahmen von eigenen, obskureren Songs wie „Harry’s Place“ vereint.

Befreundet

Die treibende Kraft hinter der Veröffentlichung, sagt Springsteen, war Tom Morello, Gitarrist von Rage Against The Machine. Er ist ein glühender Springsteen-Fan und seit einem gemeinsamen Auftritt 2008 mit dem Boss befreundet. Er sprang auf der jüngsten Australien-Tour von Springsteen für E-Street-Band-Gitarrist Steve Van Zandt ein, der seine TV-Serie „Lilyhammer“ drehte.

„Wir haben auf Toms Vorschlag hin ,High Hopes‘ ausgegraben und Tom brachte damit die Bude zum Beben“, erinnert sich Springsteen. So wurde Morello zu Springsteens „Muse“ für das Projekt – ein „höchst inspirierender“ Partner für acht von zwölf Songs.

Besonders deutlich wird die frische Energie, die Morello in den Springsteen-Sound bringt, auf „The Ghost Of Tom Joad“. Ursprünglich ein Springsteen-Akustik-Song, hatten Rage Against The Machine ihn als wilden Wutausbruch gecovert. Die Version hier verbindet diese unterschiedlichen Zugänge zu einem atmosphärisch dichten Epos in typischer Springsteen-Manier – mit Morello als Gesangs-Partner. Weitere Highlights sind „American Skin (41 Shots)“, das simple, unendlich melancholische „The Wall“ und „Down The Hole“, das mit Ethno-Flair und raffiniert eingesetzter Elektronik punktet.

Spannend

Hoffnung im Recycling

Es gibt aber auch ein paar Tracks, die weniger spannend sind. So versickert der Titelsong des Albums nach perkussiv-treibendem Beginn in einem überfüllten Arrangement. Und „Just Like Fire Would“ stampft fröhlich, aber vorhersehbar durch den Äther.

Normalerweise ist Springsteen höchst bedacht darauf, dass seine Alben einen durchgehenden erzählerischen Wert haben, sieht sie als Abbild der Stimmung einer bestimmten Zeit. Einen derartigen Spannungsbogen kann er naturgemäß mit „High Hopes“ nicht bieten. Aber für den Großteil der Platte funktioniert die Morello-gestützte Recycling-Technik sehr gut.

Bewertung

Tom Morello schafft es nicht, das Stückwerk von „High Hopes“ zu verbinden, bringt aber genug frischen Wind in den Springsteen-Sound, dass der unter die Haut geht.

KURIER-Wertung:

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