Songwriter Robert Forster ist durch Schicksalsschlag Prophet geworden
„Ich weiß, dass manche dieser Songs klingen, als hätte ich über Dinge geschrieben, die erst später passiert sind.“
Robert Forster, der Ex-Frontmann der australischen Indie-Rock-Band The Go-Betweens, ist selbst überrascht über die neue Bedeutung, die die Songs seines eben erschienenen Albums „The Candle And The Flame“ durch dramatische Wendungen in seinem Privatleben bekommen haben.
„Im Juli 2021 bekam meine Frau Karin Bäumler eine Krebsdiagnose“, erzählt Forster im KURIER-Interview. „Ich hatte alle Songs bis auf einen schon davor fertig. Aber mit dem, was wir danach durchmachten, änderten sie auch für mich komplett ihre Bedeutung.“
Nur „She’s A Fighter“ ist direkt davon beeinflusst, wie entschlossen Bäumler war, die Krankheit zu bekämpfen wird. Mit Erfolg: Nach langwieriger Chemotherapie ist die deutsche Violinistin, die in Forsters Band spielt, auf dem Weg der Besserung und wird „von Tag zu Tag stärker“.
In diesem Kontext klingen Songs wie „It’s Only Poison“, „There’s A Reason To Live“ oder das Liebeslied „Tender Years“ aber natürlich so, als würde Forster darin diese Zeit verarbeiten. Dennoch handelt „It’s Only Poison“ ursprünglich nicht von der Chemotherapie, sondern vom Hass in Sozialen Medien. Und mit den anderen wollte der 65-Jährige nur „direkter als bisher“ über sich und sein Leben schreiben.
Mit auf die Tour gehen, die Forster am 1. 4. ins Theater Akzent in Wien führt, kann Bäumler noch nicht. Sie ist aber prominent auf dem Album vertreten. Nach einem ausnehmend fordernden Chemo-Tag im Spital saßen die beiden nämlich in ihrem Wohnzimmer in Brisbane zusammen. Forster nahm zur Ablenkung die Gitarre, spielte die fertig geschriebenen, aber noch nicht aufgenommenen Song von „The Candle And The Flame“, und Bäumler begann, mitzusingen.
„Für uns war das wie das Abdriften andere Welt – weg von den Ärzten, dem Spital und dem Wechselbad zwischen Hoffnung und Enttäuschung“, sagt Forster. „Dadurch bekamen die Songs diese ganz spezielle Energie, die unsere Beziehung auf den Punkt bringt. Deshalb haben wir das Album dann auch so aufgenommen: Karin und ich in einem Raum ohne Overdubs. Nur die Go-Betweens-Bassistin Adele Pickvance und unsere Kinder Loretta und Louis spielen noch mit.“
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