Songs für die Mamas der Pop-Stars: Liebevoll aber auch kritisch

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So haben Musiker wie Paul McCartney, U2, Beyoncé, Justin Bieber und Metallica ihren Müttern ein tönendes Denkmal gesetzt

„Mama, du sollst doch nicht um deinen Jungen weinen!“

So plärrte sich Heintje in den 60er-Jahren mit dem Song „Mama“ in die Herzen der Mütter. Und mit der durchdringenden Stimme und dem picksüßen Streichern in die Nerven ihrer Kinder. Die hielten sich lieber an die realistischeren Mama-Songs, die die Musiker ihrer Generation quer durch alle Genres hervorbrachten.

Sogar einer der berühmtesten Klassiker der Pop-Geschichte, „Let It Be“ von den Beatles, ist von der Mama inspiriert. In einem Interview der „Carpool Karaoke“-Serie auf YouTube erzählte Paul McCartney: „Es war in den 60er Jahren, ich hatte gerade eine stressige Phase. Da hatte ich einen Traum, in dem meine Mutter, die schon lang verstorben war, zu mir kam, mir Mut zusprach und sagte, alles wird gut gehen, lass es sein. Da fühlte ich mich so erleichtert und positiv, dachte, ja es wird alles gut!“ Die „Mother Mary“ in dem Song ist also kein christliches Symbol, sondern McCartneys Mama.

Erinnerungen

Einen Dank an die Mutter, die seine frühe Karriere managte und ihn auch durch die Karriere-Tiefs hindurch bedingungslos unterstützt hat, liefert Justin Bieber mit „Turn To You“. Die Herzenswärme ihrer Mutter, festgemacht an den schönsten Kindheitserinnerungen, besingt Taylor Swift in „The Best Day“.

U2 concert in Madrid

Ebenfalls in Kindheitserinnerungen an die Mama schwelgt Bono, der Sänger von U2, in dem Song „Lemon“. Der entstand, als er viele Jahre nach dem Tod seiner Mutter von einer Tante ein uraltes Homevideo geschickt bekam, in dem seine Mutter ein zitronenfarbiges Kleid trug.

Rufus Wainwright setzte seiner Mama, der Sängerin Kate McGarrigle, nach deren Tod mit „Candles“ ein Denkmal. Sie starb 2010 an Krebs, und während sie mit der Krankheit kämpfte, zündeten Rufus und seine Schwester Martha in jeder Kirche Kerzen für sie an.

Eines der bewegendsten Mutterporträts zeichnet Jazz-Sänger Gregory Porter in „Take Me To The Alley“. Der Amerikaner wuchs in Bakersfield auf, wo seine alleinerziehende Mum Seelsorgerin war. „Wir lebten in einer Kirche in der schlimmsten Straße“, erzählt er. „Dort gab es Prostitution, Drogen und Gewalt. Aber diese Straße war ihre Wahl. Sie wollte nicht in eine adrette Gegend, wo Blumen blühen, sondern wollte genau dort wirken. Denn dort wurde sie am meisten gebraucht.“

Viele der Pop-Songs, die Musiker ihren Müttern gewidmet haben, zeugen aber auch von Konflikten und belasteten Eltern-Beziehungen. Christina Aguilera beschreibt in „Oh Mother“ und „I’m Okay“, wie ihre Mutter sie vor dem prügelnden Vater beschützt hat, und dankt ihr für die Stärke, ihn zu verlassen, als Christina fünf Jahre alt war. Und Beyoncé schrieb „Ring Off“ nach der Scheidung ihrer Eltern, um ihre Mama aufzubauen und trösten.

Metallica veröffentlichten 1969 „Mama Said“. Musikalisch mit akustischen Gitarren angelegt, erzählt Sänger James Hetfield in dem Lied, wie er jetzt gerne mehr Zeit mit seiner Mutter verbringen würde. Die Opernsängerin Cynthia Hetfield war an Krebs gestorben, als der Metallica-Frontmann 15 war. „Das Thema ist der verlorene Sohn“, erklärte Hetfield dem Mojo Magazine. „Er kommt zurück, aber es ist zu spät. Es ist das Realisieren, dass so viele Fragen, die ich an meine Mum gehabt hätte, unbeantwortet geblieben sind.“

Die Idee zum Welthit „Mama“ von den Spice Girls hatte Melanie Brown. „Ich hatte eine schwierige Phase mit meiner Mutter. Die Idee ist, dass man selbst sehr dumm sein kann, wenn man ein rebellischer Teenager ist, dass deine Mutter aber – auch wenn sie eine überfürsorgliche Glucke ist – dein bester Freund ist und dich besser kennt, als du selbst.“

Den bösesten Mama-Song schrieb Eminem mit „Cleaning Out My Closet“. Seine Mutter war drogensüchtig und litt am Münchhausen-Stellvertretersyndrom, wodurch sie bei Eminem Krankheiten erfand und ihn als Kind oft unnötig ins Spital einliefern ließ. 1999 klagte sie ihn auf 10 Millionen Dollar, weil er darüber in Interviews gesprochen hatte. In dem Song rappte Eminem 2002 dann von dieser Kindheit und trug die Mum im Video symbolisch zu Grabe. Allerdings entschuldigte er sich 2013 in dem Song „Headlights“ für diesen „Moment der Wut“.

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