SOHN live in Wien: Vielfältige Rhythmen, seelenvoller Gesang

SOHN stammt aus London und heißt bürgerlich Christopher Taylor.
Der Ex-Wiener startete in der Arena seine heurige Tour.

Es ist kein Zufall, dass Christopher „SOHN“ Taylor die Tour zu seinem zweiten Album „Rennen“ in Wien beginnen wollte. Sechs Jahre hat der gebürtige Londoner in der Donaumetropole gelebt, sich erst mit dem Bandprojekt Trouble Over Tokyo und dann als Produzent von Kwabs und Banks einen Namen gemacht. Mittlerweile lebt er in Los Angeles ist verheiratet und seit Herbst auch Vater. Aber obwohl seine Wien-Phase wegen einer zerbrochenen Beziehung zu Ende ging, begrüßte er die Besucher seines Konzertes Montag in der Wiener Arena mit: „Es ist schön wieder hier zu sein!“ Und mit dem ironischen Nachsatz: „Ich habe das Wetter vermisst.“

Rein von den Temperaturen her war in der Arena aber nichts von der Kälte draußen zu spüren. Das lag vor allem daran, dass die Halle mit 1000 Leuten restlos – und das seit Wochen – ausverkauft war. Denn der Sound von SOHN, obwohl er auf Elektronik, Versatzstücken aus Dubstep und jetzt vermehrt auch auf tanzbaren Rhythmen beruht, ist keiner, der sofort einheizt: Variantenreiche Rhythmen aus Geräuschen, blubbernden Keyboard-Läufen und Percussion, alle clever und komplex aufgebaut, liegen unter Taylors auch in extremen Höhen klarer Sing-Stimme. Mit ihr bringt er auch bei den poppigeren, lebhafteren Songs von „Rennen“ – immer ein melancholisches, nachdenkliches Element hinein.

SOHN live in Wien: Vielfältige Rhythmen, seelenvoller Gesang
Christopher Michael Taylor, bekannt unter seinem Künstlernamen SOHN, bei einem Auftritt in der Wiener Arena. Wien, 13.02.2017

Beim Konzert in der Arena wurde SOHN von einem Keyboarder, einem Drummer und einer Percussionistin, die auch sang, unterstützt. Während er selbst vorne an der Bühne beim E-Piano saß, sorgten die drei dafür, dass seine oft von verlorener Liebe erzählenden Texte mit einer Vielfalt von Stimmungen und ansprechender Dynamik in Szene gesetzt wurden. „Signal“ begann zart, wurde dann mit breiten Keyboard-Sounds monumental. „Tempest“ ganz zu Beginn brachte sakrales Flair in die Arena. Danach wurde es soulig, mal auch rockig. Ein hechelnder Staccato-Rhythmus trieb „The Wheel“ an und „Falling“ mündete in ein fast hysterisches, exzessives Finale.

Doch bei aller Vielfalt und Perfektion in der Darbietung blieb in der Arena immer eine gewisse Distanz zum Publikum. Zwar kann SOHNS manchmal an James Blake erinnernder Sound-Unterbau zwischendurch schon auch einnehmen. Allerdings ist der seelenvolle Gesang des Ex-Wieners alleine nicht genug, um die kühle Anmutung der Basis ein ganzes Konzert lang auszugleichen und das Ganze zu einem tief berührenden Erlebnis zu machen. Zumindest in der Arena war er es nicht.

KURIER-Wertung:

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