Slash-Filmfestival: Das Fantastische feiern
Von Lena Grundner
Das Slash-Filmfestival startet in seine 15. Ausgabe. Als “Festival des fantastischen Films” lädt es von 19. 9. bis 29. 9. in Wiener Kinos dazu ein, das Unheimliche zu entdecken – von Science-Fiction bis Fantasy, von Thriller bis True Crime und von Grusel- bis Gore-Film. Das Festival findet im Metro Kinokulturhaus und im Filmcasino statt.
“Wir zeigen viele verschiedene Genres, aber auch einige unkategorisierbare Dinge, die alle gemeinsam haben, dass sie keinem natürlichen Abbild der Wirklichkeit verpflichtet sind”, erklärt Festivalleiter Markus Keuschnigg dem KURIER. “Das heißt, bei uns fallen die Steine nicht nur zu Boden, sie können durchaus auch mal in den Himmel fliegen.”
Aus dem Found-Footage-Fundus
Die heurige Slash-Retrospektive “Fake Truths” zeigt Found-Footage-Filme. Das sind meist solche, die die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lassen. “Wir schauen uns Filme, vor allem Horrorfilme, ein bisschen genauer an, die vorgeben, dass sie ,echt’ sind”, so Keuschnigg. Zum Found-Footage-Genre gehören etwa Mockumentaries oder Point-Of-View-Filme. Ein amateurhafter Look, in Form von verwackelten, unscharfen Bildern ist in diesem Horrorgenre keine Seltenheit.
Mit dabei sind Found-Footage-Klassiker wie “The Blair Witch Project”, der heuer auch sein 25-jähriges Jubiläum feiert, oder der umstrittene “Cannibal Holocaust”. Als Doublefeature sind die japanischen Found-Footage-Filme “Celluloid Nightmares” und “Psychic Vision: Jaganrei” zu sehen. Im ersteren geht es um einen Mord in der japanischen Pornoszene, im letzteren um den vermeintlich verfluchten Aufstieg eines Popsternchens.
Eröffnet wird das Festival vom Film “The Substance”, der im Gartenbaukino zu sehen ist. Darin spielt Demi-Moore die Schauspielerin Elisabeth Sparkle, die von ihrer eigenen Fernsehshow gefeuert wird, weil der Produzent sie für zu alt hält. Sie lässt sich “The Substance” spritzen, und wird in ein schönes, jüngeres Ich namens Sue (Margaret Qualley) verwandelt. Die beiden müssen sich von nun an einen Körper teilen.
Weltkino und Filme für Hasenfüße
Auch außerhalb großer Filmnationen wie den USA hat das Slash einiges zu bieten. “Vieles, was wir zeigen, kann man Weltkino nennen. Wir wollen einen breiten Bogen spannen. Auch weil wir diese etwas vereinfachende Zuschreibung ,Horror’ aufsprengen wollen”, sagt Keuschnigg. Da ist etwa der Film “Steppenwolf” aus Kasachstan, in dem sich eine Mutter einem mordenden Ex-Polizisten anschließt, um ihren Sohn in der kasachischen Steppe zu finden, oder das nigerianische “The Weekend”, in dem eine Frau ein schockierendes Geheimnis über die Familie ihres Freundes entdeckt.
Für diejenigen mit schwächeren Mägen und/oder Nerven gibt es heuer beim Slash-Festival eine sogenannte “Hasenfußliste”, die die sanfteren Filme des Festivals unter einem Dach versammelt. “Das sind Filme, die kann man sich gefahrlos anschauen, auch wenn man keinen Horror mag. Die Fantastik, die es ja schon seit Anbeginn des Kinos gibt, ist für alle da”, so Keuschnigg.
So ein Film auf der Hasenfußliste ist zum Beispiel “Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person”. Darin kann sich Teenager-Vampirin Sasha nicht damit abfinden, dass sie, um ihren Blutdurst zu stillen, Menschen töten muss. Dann trifft sie auf den suizidalen Paul, der kein Problem damit hat, sich von ihr aussaugen zu lassen. Doch bevor Sasha Paul tötet, muss sie ihm helfen, seinen letzten Wunsch zu erfüllen.
Gutes Sitzfleisch braucht es für die beim Slash traditionelle Filmnacht, die vier Langfilme hintereinander zeigt. Heuer steht diese im Zeichen des mehr oder weniger schaurigen Halloween-Gemüses Kürbis. Start ist am 27.09. um 23:00 Uhr, das Spektakel dauert bis in die frühen Morgenstunden. Die vier Filme, die gezeigt werden, sind “Chainsaws Were Singing”, “Hell House LLC”, “Scared Shitless” und “Frankie Freako”. Sie warten mit Musical-Einlagen, verstopften Toiletten und freakigen Kobolden auf. Eine gute Portion Humor, Trash und Grusel.
“Maldoror” ist eine Empfehlung für alle True-Crime-Fans. In dem belgisch-französischen Film wird der Fall von Marc Dutroux thematisiert, der in den 90er-Jahren mehrere sexuell motivierte Kindermorde beging. Bei dem Screening wird Regisseur Fabrice de Welz anwesend sein. “Eine sehr intelligente, großartige Aufarbeitung des damaligen Falls. Ein True-Crime Meisterwerk, wie ich finde”, sagt Keuschnigg.
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