Skifahren am Strand? Die römische Mafia ist bereit

Italien erzählen: Giancarlo de Cataldo (mit Brille), Carlo Bonini
Suburra: Der Richter und der Aufdecker-Journalist erzählen vom Kampf um Ostia und kommentieren so die Lage Italiens.

Suburra" ist ein Kommentar über das heutige Rom, in dem Mafia und Rechtsradikale im Nadelstreif gemeinsam die Herrschaft übernehmen wollen.

Ein Kommentar des La Repubblica-Aufdeckerjournalisten Carlo Bonini mit Hauptaugenmerk auf die 14 Kilometer Küste von Ostia, wo mithilfe korrupter Politiker alles bereit ist für mehrstöckige Casinos, Jachtanlegehafen ... ein Atlantic City könnte entstehen, das viel mehr einbringt als zurzeit die 60 Millionen Euro pro Badesaison.

Sogar an einen Berg aus Kunstschnee wurde gedacht, für die Skifahrer, die ein Sessellift von den Pinien auf den Gipfel bringt.

(Und der Vatikan gibt bekannt: Menschenwerk ist immer auch Gottes Werk ...)

Vom Berg Kokain gar nicht zu reden. Das muss immer wieder thematisiert werden, wie es zuletzt Roberto Saviano in "Zero Zero Zero" getan hat: Das weiße Pulver umarmt alle.

Überall

Damit Boninis Kommentar etwas Größeres wird, ein Roman, der weitere Kreise ziehen kann, hat sich er sich mit Giancarlo De Cataldo zusammen getan.

Mit jenem 58-jährigen Bestsellerautor, der Italien erzählt – wie man so sagt; und der außerdem noch Richter am Schwurgericht in Rom ist.

In "Romanzo Criminale" hatte de Cataldo den Aufstieg einer Straßenbande geschildert, die in den späten 1970er-Jahren die Straßen Roms eroberte.

Das war aktenkundig.

Skifahren am Strand? Die römische Mafia ist bereit
buch

In "Suburra" – im antiken Rom der Name des Rotlicht-Viertels, heute also Synonym für überall – wird zwar ebenfalls wenig erfunden. Aber vorsichtiger muss man sein beim Schreiben.

Das Knäuel aus Politik, Wirtschaft und Klerus, aus Neofaschisten, korrupten Polizisten, Kredithaien und Auftragskillern wird entwirrt.

Es gelten keine Gesetze, es gibt keine Regeln.

Dazwischen spritzt Blut.

Und Hirn.

37 handelnde Personen werden anfangs aufgelistet. Selten, dass jemand anständig ist und bleibt. Manche Italiener hoffen noch, dass es bloß ein Krimi ist.

KURIER-Wertung:

INFO: Giancarlo de Cataldo und Carlo Bonini: „Suburra“ Übersetzt von Karin Fleischanderl. Folio Verlag. 420 Seiten. 22,90 Euro.

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