"Sister Act": Süffiger Disco-Sound

"Sister Act": Süffiger Disco-Sound
Whoopi Goldbergs Kino-Hit von 1992 wurde im Ronacher zum humor- und schwungvollen Musical singender Nonnen.

Was sollte da schon schiefgehen? Bei "Sister Act" im Ronacher heißt's im Untertitel: "Ein himmlisches Musical". Verknüpft ist es mit Disco-Musik, der Weltreligion der 70er-Jahre. Die Vereinigten Bühnen Wien, hörbar von Wirtschaftlichkeitskalkülen getrieben, müssen einerseits hinreichend mehrheitsfähige Qualitäten wie Udo Jürgens' Hit-Medley "Ich war noch niemals in New York" bieten und andererseits immer wieder Edelfutter für launische Trüffelschweine: "Woyzeck & The Tiger Lillies" (ab 24. 9. im MuseumsQuartier). Die Handlung von "Sister Act" strapaziert den Intellekt nicht. Bei den Irrungen im Leben einer Nachtclubsängerin, garniert mit vielen Songs, gibt's Kitsch und Klamauk nicht zu knapp. Sogar an textile Geschmacksverirrungen von einst, Glitzerklamotten, Pailletten-BHs und Schaftstiefel, wird erinnert.
Die von Caroline Brouwer in Szene gesetzte Musical-Version des Kultfilms von 1992 ist gedopt mit Klosterfrau Whoopi Goldbergs schmissigem Melissengeist.
Um Ana Milva Gomes - in jeder Hinsicht ideal besetzt als aufmüpfige Deloris - oszilliert ein bis in die Nebenrollen grandioses Ensemble: Drew Sarich tauscht allerdings bereits im November seine Rolle als Mafioso Curtis Jackson gegen die des Grafen von Krolock in "Tanz der Vampire" in Berlin.

Entertainment-Sound

"Sister Act" spielt anno 1978, als das "Saturday Night Fever" grassierte und man die Welt der Stöhn-Muse Donna Summer - Vorbild für die Deloris in "Sister Act" - noch nicht zur verbotenen erogenen Zone erklärt hatte. Disco war lange im Verruf der Seichtheit und präsentierte sich provozierend als entbehrlicher, aber süchtig machender Genussartikel. Alan Menken, vielfacher Oscar- und Grammypreisträger, hat daraus geschickt einen süffigen Entertainment-Sound kreiert. Nach der Pause gilt: Killing us softly. Mit Anklängen an Samtstimme Barry White, dessen Songs Kritiker "sexuell aufgeladenes verbales Vorspiel" nannten. Und die Show deliriert ins allzu Schrille. Wir fanden den hinreißend singenden Nonnenchor wirklich umwerfend. Nur: Würde das auch für eine Gruppe Kopftuch tragender muslimischer Frauen gelten?

Fazit: Einige Songs mit Ohrwurmqualität

"Sister Act": Süffiger Disco-Sound

Musical: Die Bühnenversion spielt in den 70er-Jahren, ist stark von Disco, Soul, R& B und Schmusesänger Barry White geprägt und hat von "Ich bin fabelhaft, Baby" bis zum Nonnen-Hit "Singt hinauf zum Himmel" eine Reihe von Songs mit Ohrwurmqualität zu bieten.
Darsteller: Ana Milva Gomes ist eine charismatische Deloris; Michael Schönborn, der Bruder von Kardinal Christoph Schönborn, glänzte als weltoffener Monsignore O'Hara und Drew Sarich als Mafioso Curtis Jackson.

KURIER-Wertung: **** (von *****)

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