Sinnsuche beim Lurch

Hanno Millesi
Hanno Millesi reist durch seine Wohnung

Weil Reisen nicht mehr das ist, was es einmal war, ist es stattdessen durchaus interessant, was sich daheim unter dem Bett tut. Oder im Bad. Man sieht dort ohnehin mehr als ein typischer Tourist in Paris.

Eine Spinne. Eine fette Fliegenleiche. Den Sinn des Lebens? Vielleicht auch den Sinn des Lebens; beim Lurch. Im Wäschekorb hockerlt es sich gut. Im Kleiderkasten verschwindet man ganz. Altert der Wintermantel wie man selbst?

Beim Wiener Hanno Millesi, in den 1990ern Assistent von Hermann Nitsch, klingt das sehr komisch. Das reicht Millesi aber nicht: Die Expedition daheim birgt Wahnsinn. Sein Ich-Erzähler ist Schriftsteller, der allein wohnt, der allein wohnen und nicht schreiben will. Beobachtet ihn die Wohnung? Ist er ... doppelt? Über die Gegensprechanlage kommuniziert er mit sich.

Freilich kann man ein paar Mal durch die eigene Wohnung radeln. Aber vielleicht sollte man doch ab und zu ans Meer fahren. Durchaus mit diesem Buch im Gepäck.

Hanno Millesi:
„Der Schmetterlingstrieb“
Edition Atelier. 136 Seiten. 18 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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