Sinnliche Seelenklänge der Superklasse: Elīna Garanča in Göttweig

Sinnliche Seelenklänge der Superklasse: Elīna Garanča in Göttweig
Die Mezzosopranistin und ihre Freunde ließen „Klassik unter Sternen“ zum Fest der Stimmen und der Solidarität werden

Von Susanne Zobl

Zum Auftakt gab es ein Zeichen der Solidarität: Dirigent Karel Mark Chichon intonierte mit dem Orchester der Wiener Volksoper die Hymne der Ukraine. Die 14. Ausgabe von „Klassik unter Sternen“ war mit dem Titel „Sehnsucht“ überschrieben und ließ durch kluge Programmierung diesen Konzertabend denkwürdig und zugleich in jeder Hinsicht beglückend geraten.

Am Beginn stand ein Freiheitskämpfer. So erschien es alles andere als Willkür, dass Gioachino Rossinis „Wilhelm Tell“-Ouvertüre gespielt wurde, womit Chichon stimmig den im Zeichen des Belcanto stehenden ersten Teil einleitete. Dann kam sie – Elīna Garanča. Eine Primadonna, die weiß, wie man sich auch ohne Bühnenbilder in Szene setzt. Im leuchtenden, stahlblauen Kleid verwandelte sie sich in Jane Seymour, die mit ihrer Liebe zum englischen König Heinrich VIII. hadert.

Atemberaubend, wie sie mit ihrem einzigartigen Mezzosopran die Gefühlsstürme dieser zwischen Schuldgefühlen und Passion zerrissenen Frau spüren ließ. In sinnlichen Seelenklängen sprudelten die Koloraturen in schillernden Klangfarben. Das Fest der Stimmen hatte begonnen.

Sinnliche Seelenklänge der Superklasse: Elīna Garanča in Göttweig

Sopranistin Marina Monzó folgte mit einer Arie aus Gaetano Donizettis „Linda di Chamounix“ und bestach mit Jonathan Tetelman beim Duett von Gilda und Herzog aus Giuseppe Verdis „Rigoletto“. Als dieser Tenor seine kräftige Stimme erhob, hatte man den Eindruck, dass er sogar unter freiem Himmel ohne Verstärkung ausgekommen wäre. Davon profitierte er auch im Duett aus Vincenzo Bellinis „Norma“ mit Garanča, die als Adalgisa die Pracht ihres Mezzos demonstrierte. Das war ganz große Oper. Was für ein Timbre! Was für ein Ausdruck!

Sinnliche Seelenklänge der Superklasse: Elīna Garanča in Göttweig

Die nächste Generation

Mit dem Wettbewerb „ZukunftsStimmen“ blickt die Sängerin mit ihrem Ehemann Chichon seit Jahren auch auf den Nachwuchs im Opernbetrieb und ermöglichen den Gewinnern einen Auftritt bei ihren Konzerten. In diesem Jahr hatte Mezzosopranistin Marie-Sophie Janke überzeugt. Die 24-jährige Gesangsstudentin der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien ließ als Rosina aus Rossinis „Barbier von Sevilla“ aufhorchen. Diese Partie war auch eine der Glanzrollen am Beginn von Garančas Karriere.

Sympathisch, mit wohldosierter Verschmitztheit brachte sie den warmen, vollen Klang ihrer Stimme zur Entfaltung. Inhaltlich in Spanien angekommen, sang Marina Monzó einen Ausschnitt aus Gerónimo Giménez“ „Barbier“. Ein Feuerwerk an Zarzuelas folgte. Wie faszinierend diese Musik sein kann, ließ Garanča zunächst solo, dann im Duett mit Tetelman und im finalen Medley mit allen Beteiligten hören. Dirigent Chichon erwies sich nicht nur als einfühlsamer Sängerbegleiter. Er riss das Publikum auch mit Pérez Prados „Mambo“ mit. Vor dieser Vollkommenheit salutierte auch das Wetter, der Himmel blieb klar.

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