Musikalisch bezeichnet er „We Belong“ als „Liebesbrief an Black Music“. Zwar hatte sich der als Ahmed Abdullahi Gallab geborene New Yorker immer schon aus Stilen wie Reggae, Funk, Soul und Dancehall seine eigene bunte Mischung zusammengebastelt. Diesmal aber geht es auch in den Texten anstatt um die eigenen Erfahrungen um die Geschichte von Black Musik.
„Für ,We Belong’ habe ich Inspiration in der Außenwelt gesucht“, sagt er. „Ich begann, das Leben und die Werke von Musikern wie Fela Kuti, Bob Marley oder Gilberto Gil zu studieren. Wenn du das tust, lernst du automatisch viel über die Geschichte von schwarzen Menschen in Jamaika, Nordafrika, Brasilien oder Südafrika. Und ich habe bemerkt, dass es da eine kollektive Erfahrung gibt, dass wir eine gemeinsame Identität haben. Das wollte ich mit diesem Album aufzeigen.“
Meint Sinkane mit „kollektiver Erfahrung“ Rassismus? „Rassismus ist nur die Spitze des Eisbergs. Das Allererste ist Vertreibung und die Sklaverei. Rassismus ist nur ein Nebenprodukt davon. Aber weil wir vertrieben wurden und Schwarze in alle Erdteile der Welt emigriert sind, haben wir unsere Musik in viele andere Kulturen gebracht, sie dort integriert und so viele wunderbare Musikstile hervorgebracht, die ein starke afrikanische Identität haben, aber trotzdem auch einzigartig für den Ort sind, an dem wir gelandet sind. Die Songs von Gilberto Gil kann man eindeutig Brasilien zuordnen, aber darin auch afrikanische und karibische Einflüsse erkennen.“
Den Titelsong „We Belong“ hat Sinkane dem Jazzmusiker Sun Ra gewidmet. Und die Haltung von Ishmael Reed, einem schwarzen US-Schriftsteller, der sich humorvoll und häufig ironisch für die afroamerikanische Protestbewegung engagierte, zieht sich durch das ganze Album.
Exil in den USA
Das Interesse für diese Themen kommt aus Sinkanes Lebensgeschichte. Sein Vater war ein sudanesischer Diplomat und Journalist, der sich in den 70er- und 80er-Jahren gegen die diktatorischen Tendenzen des damals in der Opposition agierenden Omar al-Bashir wandte, dessen Machenschaften aufdeckte und dafür sogar ins Gefängnis musste. Als al-Bashir 1989 über einen Militärputsch an die Macht kam, war Sinkanes Vater gerade zum Studieren in den USA, musste in der Folge dort um Asyl ansuchen, weil eine Rückkehr in den von al-Bashir autoritär regierten Sudan für ihn zu gefährlich gewesen wäre.
„Dadurch bin ich ein sehr politischer Mensch“, sagt Sinkane. „Ich sehe mich zwar nicht als Protestsongwriter, aber als politischen Musiker. Ich weiß gar nicht, wie ich sonst Songs schreiben könnte, wenn nicht über derartige Themen. Aber ich bin dabei jetzt nicht mehr so aggressiv unterwegs wie als junger Mann. Heute will ich den Leuten mit meiner Musik vor allem Hoffnung geben – eine kleine Auszeit von all dieser toxischen, negativen Energie, die uns permanent umgibt.“
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