Singen für die Kinder Südafrikas

Star-Tenor Johan Botha
Ein "Tribute to Nelson Mandela" mit Johan Botha und Pretty Yende am 20. April.

An der Lyric Opera of Chicago war er zuletzt Wagners Tannhäuser. In der New Yorker MET ist er in derselben Partie im Herbst in einer alten Otto-Schenk-Inszenierung zu hören.

Am Mittwoch steht Johan Botha noch einmal als Parsifal auf der Bühne der Wiener Staatsoper. Für die Titelpartie von Verdis "Otello" ist er 2016 bei den Salzburger Osterfestspielen mit Dirigent Christian Thielemann engagiert.

Und ein Herzensanliegen ist für den Tenor und künstlerischen Botschafter Südafrikas, mit Pretty Yende am 20. April im Wiener Konzerthaus ein Benefiz mit Opern- und Operettenklassikern für das Nelson-Mandela-Kinderkrankenhaus in der Sieben-Millionen-Metropole Johannesburg, zu singen.

Mandelas Traum

"Es wird das zweite in Südafrika sein und war auch der große Traum von Nelson Mandela", sagt Botha im KURIER-Gespräch in der Residenz des südafrikanischen Botschafters in der Währinger Cottage. "Dafür sammeln wir Geld. Auf dem riesigen Kontinent Afrika gibt es überhaupt nur fünf Kinderspitäler. Und das ist viel zu wenig."

Mit einem "Ohrwurm-Programm", so Botha, feiert man das 20-Jahr-Jubiläum der Demokratie in Südafrika: Arien von Verdi, Donizetti, Bellini, Giacomo Puccini, Lehár und Johann Strauß. Gewidmet dem ersten demokratisch gewählten Präsidenten Nelson Mandela.

Ihn bewundert Botha, der auf der Farm seines Großvaters in Südafrika zur Zeit der Apartheid aufgewachsen ist, und "nie verstanden hat, warum Schwarze weniger wert sein sollten als Weiße": "Als Mandela nach 27 Jahren 1990 aus dem Gefängnis entlassen wurde, hätte er sagen können: ,Krieg!‘ Aber Mandela hat das Gegenteil getan. Er ist der einzige Mensch, den ich in meinem Leben gesehen habe, der die Bibel gelebt hat, wie es sein soll. Er hat auf Vergebung und Versöhnung gesetzt und dazu aufgerufen, gemeinsam eine Nation zu bilden, damit unsere Kinder miteinander in Frieden leben können. Das schätze ich an ihm. Das ist sein Vermächtnis."

Mit fünf Jahren hat Botha seinem Vater erzählt, dass er Opernsänger werden will: "Da habe ich die ,La Traviata‘- Platte mit Anna Moffo und Richard Tucker ununterbrochen mitgesungen. Mit zehn hatte ich meinen ersten Gesangsunterricht. Und seither lebe ich meinen Traum. Wer kann heute schon sagen, dass er seinen Traum lebt und noch dafür bezahlt und vom Publikum geliebt wird?"

Auf den Heldentenor, der mit seiner Familie seit 1996 in Wien lebt und sich hier heimisch fühlt, wartet jetzt die ultimative Wagner-Partie:

Tristan war für 2017 in Berlin mit Daniel Barenboim geplant. Aber durch die Pannenbaustelle der Berliner Staatsoper unter den Linden ist wiederum vieles infrage gestellt.

"Nach der enormen Kostensteigerung und zeitlichen Verzögerung bei der Sanierung ist bisher unklar, ob die Bühne dafür rechtzeitig bespielbar sein wird", sagt Botha. "Momentan spottet man in Berlin, dass die Staatsoper unter den Linden erst fertig sein wird, wenn auch der neue Flughafen fertig sein wird."

Projekt Tristan

Das Problem sei zudem: Wenn die Sänger frei wären, sei kein Regisseur verfügbar. Und gibt es einen Regisseur, sind mitunter die Termine der Sänger schwer zu koordinieren. "Ein Freund von mir sagte: Der Tristan ist wie eine Mount-Everest-Besteigung. Und wenn ich die Rolle übernehme, dann will ich dafür gute Voraussetzungen haben", sagt Botha.

"Man braucht Jahre, um eine solche Partie zu lernen. Ich studiere immer zuerst die ganze Partitur, nicht nur meine Rolle, und es dauert lange, Text und Musik zu verinnerlichen. Ich bin sehr gespannt."

Botha muss seine Charaktere spüren. Die Herausforderung sei, erstens den passenden Ausdruck für den Text in der Partie zu suchen, zweitens den Klang dazu zu finden, "dass ich das überlebe", so Botha. "Und schließlich muss ich den Klang finden, der auch das Publikum mitreißt. Damit es auch Mitleid haben kann mit einer Figur wie Otello, obwohl er am Ende feststellen muss, dass er eigentlich ein Idiot war. Dieses Gefühl muss man auch zeigen und über die Rampe bringen, ohne dass man sich selbst dabei kaputt macht."

Aber jetzt geht es zunächst um die Errichtung eines 200-Betten-Spitals für die Kleinsten in Johannesburg. Denn: "Kinder sind die Zukunft der Welt. Und es gibt nichts Schlimmeres als Kinder, für die es keine Hoffnung gibt."

INFO: 20. 4. Wiener Konzerthaus (20 Uhr) ,Tribute to Nelson Mandela Concert mit Pretty Yende und Johan Botha sowie dem Wiener Kammerorchester. Karten 01/ 242002 und www.konzerthaus.at

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