Sie redet und redet, er stirbt

Mario Schlembach
Mario Schlembach und seine "Dichtersgattin"

Hubert, Hubert. Jetzt stirbt er einfach so, während seine Frau redet und redet.

In Rage redet sie sich, während sie im Österreich-Pavillon der Biennale in Venedig steht, entsetzt darüber, dass hier "Nichts" ausgestellt wird.

Entsetzt, aber nicht verwundert, weil die Kultur ihrer Meinung ja längst verkommen ist.

"Typisch Österreich, Hubert", sagt sie. "Nichts da, und selbst was da ist, wird verschandelt."

Der Ton

Mario Schlembach – Bauernsohn aus Niederösterreich, Totengräber, Literaturwissenschaftler – trifft den Ton, den die österreichische Seele von sich geben würde.

Wie gern hätte diese Frau aus ihrem Hubert – Ex-Beamter der Bestattung, 85 Jahre alt – einen Dichter gemacht: Denn dann hätten alle Leut’ genickt, jaja, da spürt man den Einfluss der ... "Dichtersgattin" (so auch der Buchtitel).

Hubert verstummt (und stirbt) neben ihr, das ist sehr verständlich. Etwas seltsam ist nur, dass sie ihm sein Leben erzählt, inklusive Großvater mütterlicherseits, der mit der Geburt der dritten Tochter Witwer wurde.

Er weiß das ja eh, und sonst interessiert es nicht gar so sehr.

Mario Schlembach:
Dichtersgattin
Otto Müller Verlag.
230 Seiten. 20 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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