Sie haben "was Anständiges" gelernt

Richter und Dichter Janko Ferk
Lehrer, Arzt, Beamter, Jurist ... der Richter und Dichter Janko Ferk untersucht neun Schriftsteller-Leben.

Hofrat Grillparzer leitete das Archiv der k. u. k. Hofkammer (heute: Finanzministerium), und z. B. über den 18. Februar 1829 weiß man dank seiner Tagebucheintragung:

Er hatte nichts zu tun, "keine Arbeit vorgefunden" – er konnte dichten.

Dr. Schnitzler hatte seine Ordination zuerst am Burgring 1, später in der Frankgasse. Er war Spezialist für Kehlkopferkrankungen, und da er seine Karriere als Mediziner als "Eselei" empfand, hatte er bestimmt nichts dagegen, dass wenige Patienten zu ihm kamen. Er konnte Theaterstücke schreiben.

Friederike Mayröcker war Englischlehrerin in Hauptschulen, um etwas zum Familieneinkommen beizutragen. Eine schlechte Pädagogin, sagt sie selbst. In Supplierstunden durften alle machen, was sie wollten – Hauptsache, sie konnte vorn am Lehrertisch in die Welt aus Sprache tauchen ...

Der Klagenfurter Janko Ferk hat sich die Biografien von neun österreichischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern genauer angesehen. In drei Jahrhunderten war er unterwegs, er selbst ist Richter und Dichter – ein "Sicherheitsdenker", der immer den Rat seines Deutschprofessors im Ohr hat, zuerst einen "ordentlichen" Beruf zu erlernen.

Der richtige Weg, findet er heute noch: "Ich lebe nicht von der Literatur, sondern für die Literatur." Bei den zurzeit rund 4000 Schriftstellern im Land sei an einer Hand abzuzählen, wer vom Schreiben würdevoll und ohne größere Existenzängste leben kann.

Bei Franz Kafka hielt sich Janko Ferk wohl am liebsten auf: Ferk ist Experte, "Kafkologe" nennt man das.

14 Uhr

Auch der Jurist Dr. Kafka gehörte zu jenen, die ungern ihrem Brotberuf nachgingen. Die vier Beförderungen bei der "Arbeiter- und Unfallsversicherungs-Anstalt" in Prag zeigen: Er nahm die Arbeit ernst, zumal die Bürostunden für ihn um 14 Uhr endeten ("mein Dienst ist lächerlich und kläglich leicht ..."), danach schrieb er oft die ganze Nacht durch.

Stolz, nebenbei Landwirt zu sein, war Thomas Bernhard. Als er in Obernathal den Vierkanthof kaufte, ging der Hofname "Bauer zu Nathal" auf ihn über – und stand dann groß auf seinem Traktor.

Ergänzung aus Manfred Mittermayers neuer Bernhard-Biografie (Residenz Verlag, 28 Euro): Als er in Jugendjahren kurz beim Salzburger Greißler Podlaha in die Lehr’ ging, fühlte er sich geborgen. Geborgen und frei – und erstmals "etwas wert" .

Thomas Bernhard "wollte von Anfang an nicht nur nützlich sein, ich war nützlich, und meine Nützlichkeit war zur Kenntnis genommen worden."

Janko Ferk:
„Bauer Bernhard,
Beamter Kafka
Styria Verlag. 176 Seiten. 19,90 Euro.

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