Sibylle Lewitscharoff gewinnt Georg-Büchner-Preis
Die Liste ihrer Preise ist länger als jene ihrer Bücher: Mit der in Stuttgart geborenen Sibylle Lewitscharoff bekommt heuer eine kompromisslose Schriftstellerin die bedeutendste deutschsprachige Literaturauszeichnung. Erklärtes Ziel ihres Schreibens ist, Gespräche mit Toten zu führen.
Wie im Roman „Blumenberg“ über den 1996 verstorbenen Philosophen, der viel über die Macht der Bilder nachdachte – und dann steht plötzlich sein liebstes Bild im Arbeitszimmer: ein Löwe, mit dem er sich arrangiert. Jeder braucht einen Löwen.
Rückenwind für Suhrkamp
Die 59-jährige Suhrkamp-Autorin – so gesehen bedeutet die Wahl auch Rückenwind für den gebeutelten Verlag – blickt auf 14 Preise zurück, beginnend 1998 mit dem Bachmann-Preis – und auf elf Buchveröffentlichungen. Der Georg-Büchner-Preis ist mit 50.000 Euro dotiert. Lewitscharoff folgt Kästner, Grass, Böll, Dürrenmatt, Jelinek ... nach.
In der Begründung der deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt heißt es: „Ihre Texte vertiefen und erweitern die genaue Wahrnehmung der deutschen Gegenwart in Bereichen des Satirischen, Legendenhaften und Fantastischen.“
In einer ersten Reaktion aus Rom, wo sie zurzeit lebt und arbeitet, betonte Sibylle Lewitscharoff ihr „inniges Verhältnis“ zu dem Werk Franz Kafkas.
Die Preisträger seit 2000
Georg-Büchner-Preis
Der mit 50 000 Euro dotierte Georg-Büchner-Preis gilt als renommierteste Auszeichnung für deutschsprachige Literatur. Vergeben wird er seit 1951 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt (Hessen). Einzige Ausnahme: 1952. Damals konnte man sich nicht auf einen Preisträger einigen. Namensgeber ist der deutsche Revolutionär und Dramatiker Georg Büchner, der 1813 im Großherzogtum Hessen geboren wurde und 1837 in Zürich starb.
Die Auszeichnung können Schriftsteller und Dichter erhalten, „die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten und die an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben“.
Zu den bisherigen Preisträgern zählen die renommiertesten Namen der deutschsprachigen Literatur, wie Gottfried Benn (1951), Erich Kästner (1957), Günter Grass (1965), Heinrich Böll (1967), Friedrich Dürrenmatt (1986), Elfriede Jelinek (1998) oder Friedrich Christian Delius (2011). 2012 wurde Felicitas Hoppe ausgezeichnet.
Erstmals verliehen wurde der Preis am 11. August 1923 vom „Volksstaat Hessen“, damals „an bildende Künstler, an Dichter, an Künstler, an hervorragende ausübende Künstler, Schauspieler und Sänger“. 1951 wurde die Auszeichnung in einen Literaturpreis umgewandelt und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zur Verfügung gestellt.
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