Unter den Richard-Chamberlain-Fans der 1980er gab es zwei Parteien. Da gab es die romantische Fraktion, die den „Dornenvogel“ Pater Ralph verehrte. Und da gab es die heißblütige Fraktion, das waren die „Shogun“-Anhänger (Sex-Szenen!). Nun ist der Straßenfeger von damals neu verfilmt worden. Und die Disney+-Produktion wird schon jetzt als eine der besten Serien des Jahres gefeiert. Zwei der acht Folgen sind bereits online, weitere folgen jeweils dienstags.
Ein bisschen Seefestigkeit wird der Zuseherschaft schon in den ersten Minuten abverlangt: Ein Schiff taumelt durch die Wellen, durch den Nebel. Der Navigator dieses Schiffs ist aber immer noch zuversichtlich, dass er Japan finden wird. Es ist um 1600, bisher kennen nur portugiesische Seefahrer den Weg nach Japan – denn Portugal will den Handel mit der Insel mit niemandem teilen. John Blackthorne versichert seinem Kapitän, dass sie immer noch richtig sind – halt nur mehr mit einem Schiff statt sechs. Der Kapitän erschießt sich trotzdem.
Komplexe Machtverhältnisse
Das arg ramponierte Schiff landet – an Männern reichlich dezimiert, der klägliche Rest gammelt an Skorbut erkrankt unter Deck – schließlich tatsächlich an einem Ufer. Gefunden wird es von einem Japaner, der ein Kreuz um den Hals hängen hat: Die portugiesischen Missionare waren also schon da. Die erste Folge der Serie klärt einmal die nicht unkomplexen Verhältnisse im feudalen Japan: Der Taiko ist tot, sein Sohn ist zu jung fürs Regieren. Deswegen wurde die Macht über Japan auf fünf Fürsten aufgeteilt. Das funktioniert wenig überraschend nicht reibungslos. Der stoische Fürst Toranaga (Hiroyuki Sanada) wird von den vier anderen Fürsten in die Zange genommen. Da kommt es ihm ganz gelegen, dass in seinem Territorium ein Schiff mit beachtlicher Waffenladung gestrandet ist.
Hass auf Katholisches
Blackthorne wird Toranagas Verbündeter. Als britischer Protestant hasst er alles Katholische bis aufs Blut. Auch die Portugiesen, mit denen die anderen Fürsten zum Machterhalt intrigieren. Er kann kein Japanisch, als Übersetzerin fungiert Toda Mariko. Sie glaubt an einen christlichen Gott. Außerdem hat sie eine tragische Vorgeschichte, die erst nur angedeutet wird. Selbst diese kurzen Momente füllt Schauspielerin Anna Sawai mit unheilverheißender Intensität.
Mariko wird Blackthorne (Cosmo Jarvis) mit den für ihn fremden Gepflogenheiten ihres Landes bekanntmachen. Bei seiner Landung ist er ja davon überzeugt, Wilden gegenüberzustehen. Genauso, wie die Japaner ihn für einen ungewaschenen Wilden halten. Nachvollziehbar, für eine schon damals hochentwickelte Zivilisation. Freilich haben zumindest in der ersten Folge die Japaner die Nase in Sachen Barbarei vorn, immerhin wird einer der Schiffsleute bei lebendigem Leib gekocht.
Neues "Game of Thrones"?
Apropos Gewalt: Wegen ihrer Liebe zum Detail und den luxuriös ausgestatteten Bildern wird „Shogun“ schon als neues „Game of Thrones“ bezeichnet. Große Fußstapfen. Fast so groß wie die von Richard Chamberlain.
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