Sehnsuchtsmelodien voller Trauer und Schmerz
Wer hat schon einmal eine richtig gute Fado-Sängerin erlebt? Die kann mit sentimentalen Liedern zu Tränen rühren, auch wenn man kein Wort versteht. Denn der Fado ist Melancholie, die überall verstanden wird.
Auch bei Carminho lässt sich die Saudade erahnen – dieses Gefühl einer existenziellen Sehnsucht, für das es weder im Deutschen noch im Englischen eine richtige verbale Entsprechung gibt.
Die Sängerin, in Lissabon längst ein Star, war Freitag mit dem portugiesischen Schluchzgesang in Wien, assistiert von drei Gitarristen, u. a. Luis Guerreiro, der schon Mariza begleitet hat. Sie beherrscht die Kunst, Trauer und Schmerz einzufangen und auszudrücken – auf der Suche nach dem Fado neuer Prägung, der sinnlich-samtenen Bluesmusik Portugals, die 2011 zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Neben Misia, Mariza, Christina Branco und Dulce Pontes ist sie die wichtigste Fado-Sängerin der jüngeren Generation. Die Essenz des Fados ist für sie "ein urbaner Aufschrei der Leute, die sich plagen und abrackern, um zu überleben, und kaum Zeit haben, Tränen zu vergießen".
Ein Grund, warum Stücke wie "Lágrimas Do Céu" so intensiv sind und Carminho jede Facette der trauernden Seele nach außen kehrt. Und "Alma" (auf Deutsch: Seele) heißt auch ihr aktuelles zweites Album. Seelenvoll, leidenschaftlich und voller Sehnsucht klingt ihre Interpretation des Fado in seiner ganzen Tragik, Emotion und Dynamik. Dabei überschreitet sie immer wieder auch musikalische Grenzen. So finden sich Einflüsse von Jazz, Volksmusik und brasilianischen Elementen in ihren Liedern.
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