Secession: Keiner fühlt sich für Verfall zuständig

Sanierungsbedürftige Secession: Große Risse in der Fassade.
"Wir erleben gerade ein Ämter-Ping-Pong", klagt Architekt Adolf Krischanitz.

Die goldene Kuppel aus 300 Blättern und 700 Lorbeeren rostet. Die Fassade bröckelt. Licht und Klimaanlage sind veraltet. Der Beethovenfries wohnt in einem sanierungsbedürftigen Haus. "Ein Wahrzeichen Wiens verfällt. Aber niemand – ob Kulturamt der Stadt Wien, die Eigentümer ist, oder Wohnbaustadtrat – scheint sich zuständig zu fühlen für die Secession. Wir erleben gerade ein Ämter-Ping-Pong", klagt Architekt Adolf Krischanitz. "Dass ein Auto von Zeit zu Zeit zum Service muss, ist für jeden selbstverständlich. Dass auch ein Haus Pflege braucht, offenbar nicht."

30 Jahre nach dem letzten Face-Lifting am Schlüsselbau der österreichischen Moderne wird der Finanzbedarf für die jetzt dringend notwendige Sanierung und Modernisierung mit 3,2 Mio. Euro beziffert. Angestrebt wird auch die Rekonstruktion der Kranzträgerinnen von Koloman Moser. Die Sanierung bei laufendem Betrieb soll bis 2018 – zum 120-Jahr-Jubiläum des Gebäudes – abgeschlossen sein. Eine Ausstellung – "Zu modern für die erste Reihe" – erzählt an Hand von Zeichnungen, Modellen, Dokumenten und Plänen aus dem Archiv der Secession die Baugeschichte des Wahrzeichens, das ursprünglich am heutigen Stubenring realisiert werden sollte. Doch der Entwurf von Joseph Maria Olbrich war Anrainern wie dem Kriegsministerium zu radikal.

Info: "Zu modern für die erste Reihe. Die Baugeschichte der Secession" (bis 11. 10.), 1., Friedrichstraße 12, Di. bis So. 10 bis 18 Uhr.

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