Secession: Auferstehung eines Brandhaufens

Secession: Auferstehung eines Brandhaufens
Die russische Künstlergruppe Chto Delat inszeniert ein Panorama der Katastrophen.

Es ist nicht ganz daneben, bei der Papierfigur, die mitten im Hauptraum der Wiener Secession steht, auch an das „Burning Man“-Festival zu denken – so heißt das Treffen alternativer Freaks in der Wüste von Nevada, bei der alljährlich eine große Figur verbrannt wird.

Auch die Figur, die die russische Künstlergruppe Chto Delat (deutsch: „Was tun?“) im Saal postiert hat, hat mit einem Brand zu tun. In einer ersten Version hatten die Künstler die Skulptur vergangenen Sommer beim Russendenkmal am Wiener Schwarzenbergplatz erbaut – für ein Projekt der Wiener Festwochen, das die Bedeutung bzw. Bedeutungsleere von Monumenten zum Thema hatte. Später holte man die Skulptur nach Berlin, wo sie Opfer eines Brandanschlags wurde.

Das verbrannte „Monument“ feiert in der Secession nun Auferstehung: Rund um die Figur hat die politisch aktive Künstlergruppe einen Parcours von Katastrophen errichtet, Medienbilder von Kämpfen in der Ukraine, der Ebola-Epidemie in Afrika oder von Kämpfern des „Islamischen Staates“ wurden auf große Holzaufsteller zu einem begehbaren Bühnenbild montiert. Oben, entlang der Wand, zieht sich ein Fries – der Beethovenfries lässt grüßen – und erzählt eine Geschichte: Man habe sich vorgestellt, wie die Figur selbst ihren Brand erlebte und dass sie Visionen gehabt habe, sagt Dmitry Vilensky, einer der Mitbegründer von Chto Delat.

Es gibt noch Hoffnung

Auch wenn vieles im Detail kryptisch bleibt – das Raumensemble entfaltet mit diesen Bildern eine mächtige Wirkung. Dennoch ist man nicht der vollkommenen Trostlosigkeit ausgeliefert: Eine Pappmaché-Skulptur namens „Zeitkapsel“ – halb Herz, halb Ohr – soll im Saal symbolisieren, dass stets auch Neues entstehen kann. Ein Film, in dem junge Russen versuchen, Worte für ihre derzeitige Situation zu finden, macht den Anfang.

„Was wir heute aufbauen wollen, muss auf dem Fundament der Vergangenheit ruhen“, postulieren Chto Delat dazu. Folglich wird in den Nebenräumen ein Archiv der vielfältigen Arbeit der Gruppe gezeigt, die sich auf Posters, Aktionen im öffentlichen Raum und Theater erstreckt: Immer unzufrieden, nie passiv, und ansteckend zeitgemäß. Bis 25.1.2015.

Kommentare