Scott Matthew: Die Sehnsucht nach Anerkennung

Scott Matthew, 38, schämte sich für die eigene Leidensfähigkeitdie
Das Herz zum x-ten Mal gebrochen, wollte Scott Matthew mit der Musik aufhören. Nach Problemen mit der Stimme dachte er um und kommt jetzt zum Donaufestival.

"Es war mir richtig peinlich! Ich hatte es so satt, dieser Typ zu sein, dem immer wieder das Herz gebrochen wird, der dann Songs darüber schreiben muss. Ich hatte ja schon vier dieser Alben gemacht!"

Heute kann Scott Matthew, der Mann mit der sehnsüchtigsten Stimme und den intensivsten Akustik-Balladen der ganzen Indie-Szene, darüber lachen. Wie ein Kind kichert er über den Gedanken aus "einem unendlichen Ozean von Leid geschöpft zu haben", der ihm selbst zu dumm geworden war.

So sehr, dass er auf der letzten Tournee die Stimme verlor. "Das war nur psychologisch", erklärt er im Interview mit dem KURIER. "Ich war einmal mehr von einem Typen verlassen worden und reagierte darauf, indem ich mir einredete, nicht mehr singen zu können. Bis ich es wirklich nicht mehr konnte. Aber das war der Wendepunkt. Das war so beängstigend, dass mir schnell klar wurde, dass Singen eigentlich das Einzige ist, was ich machen will. Ich kann auch nichts anderes – außer vielleicht Zigaretten rauchen und fernsehen."

Aussöhnung

So ist Scott Matthews neues Album "This Here Defeat" einmal mehr eine Sammlung von Balladen, die tief unter die Haut gehen. Er schreibt über den Tod seines geliebten Großvaters in der australischen Heimat ("Ode"), über die Tränen und Trauer nach der neuerlichen Trennung und in "Bittersweet" auch über die Aussöhnung mit seiner Heimat Australien, die er 1997 für New York verlassen hat, weil er es als Schwuler in Brisbane schwer hatte.

"Ich ging weg, weil Australien damals sehr engstirnig, intolerant und homophob war. Ich habe es gehasst. Meine Jugend war nicht wirklich fürchterlich. Aber ich war immer der Außenseiter gewesen, der nirgendwo reingepasst hat, habe mich oft als Opfer gefühlt. Aber als ich jetzt zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder in Australien war, fühlte ich mich dort das erste Mal anerkannt."

Aber nur wegen dieser Sehnsucht nach Anerkennung, sagt der 38-Jährige, der mit der Alternative-Pop-Band Elva Snow begann, sei er zur Musik gekommen. "Ich hatte diese unendliche Sehnsucht nach Liebe. Ich wollte sie, brauchte sie so dringend und hab sie nie bekommen. Das war niederschmetternd. Der einzige Weg, das auszudrücken, war die Musik."

Selbstsicher

Jetzt sagt er, habe er seinen Frieden damit gemacht, ohne Partner zu sein. "Ich kann viel besser als früher ohne romantische Liebe auskommen. Ich habe andere Dinge, die mir Freude und Erfüllung bringen. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass ich mit zunehmendem Alter selbstsicherer geworden bin. Aber natürlich – es fehlt schon etwas, wenn man keine Liebesbeziehung hat."

Info: Scott Matthew auf Tour:28. 4. Graz/PPC 29. 4. Salzburg/ARGEkultur30. 4. Linz/Posthof 1. 5. Donaufestival in Krems / Stadtsaal 2. 5. Innsbruck / Weekender Karten für die Scott-Matthew-Konzerte und das Donaufestival gibt es unter 01/96 096 oder www.oeticket.com

Das Donaufestival in Krems startet heute, Freitag, zum vorletzten Mal unter der Leitung von Tomas Zierhofer-Kin. Einige Höhepunkte des noch bis 2. Mai dauernden Veranstaltungsreigens:

Rimini Protokoll (bis 2.5.): Ein multimedialer Parcours durch die globale Waffenindustrie.

James Holden (24. 4.): Der britische Produzent errichtet Wände voller elektronischer Sounds und zertrümmert sie mit wuchtigen Bässen.

Helena Hauff(25.4.): Die weltweit gefeierte Hamburgerin präsentiert ihr Debütalbum.

Alva Noto (30.4.): Der Berliner Künstler forscht live an der Schnittstelle von Techno, Ambient und Visualkunst.

Scott Matthew(1.5): Herz trifft Schmerz, und Ukulele trifft schöne Stimme (siehe links).

Autechre (2.5.): Das britische Duo kombiniert Electro, Hip-Hop und Hardcore. Krach mit Stil.

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