Die Künstlerduos Adi Rosenblum und Markus Muntean sowie Peter Hauenschild und Georg Ritter, die die Albertina nun in einer Doppelausstellung präsentiert, können als Fackelträger solcher Strategien gelten. Oberflächlich vertreten beide Gespanne, in den frühen 1990ern formiert, eine ähnliche Ästhetik: Auf großen Formaten schaffen sie imposante Szenerien mit hoher handwerklicher Meisterschaft, ohne dass dabei eine individuelle „Handschrift“ zutage treten würde. Muntean/Rosenblum sind dabei im Medium der Malerei verankert, während Hauenschild Ritter als Zeichner agieren.
Allerdings entstehen die riesigen Grafitbilder Letzterer stets neben der Arbeit, die die beiden Linzer als Medienkünstler – für Animationen oder Werke im öffentlichen Raum – verrichten. Die drei famosen Selbstporträts am Start der Albertina-Schau, die die zwei in einer vollgerammelten Werkstatt zeigen, entpuppen sich vor diesem Hintergrund rasch als Wimmelbilder der Selbstreflexion im Prozess des Bildermachens. Wer vor den Werken steht – und es braucht das Original dazu – entdeckt viel „Kunst über Kunst“ (Zeichnungen von Bleistiften etwa, oder Notizen wie „Man darf das Bild nicht zu schwarz zeichnen“). Nur die eigentliche Bildmaschine – ein Monitor – gibt kein Bild preis.
Die wunderbare Mehrdeutigkeit zieht sich auch durch andere Werkgruppen, der man ein Publikum wünscht, das nicht beim Bestaunen der zeichnerischen Virtuosität halt macht.
Auch Muntean/Rosenblum imponieren zunächst mit der Könnerschaft, die in der Gegenüberstellung älterer und jüngerer Werke noch Sprünge nach vorn offenbart. Besonders das Licht, das die stets auf der modischen Höhe ihrer Zeit stehenden Modelle in den Bildern umspielt, bekommen die beiden großartig hin. Jenes Licht lässt die Dargestellten aber auch „unwirklich“ erscheinen und betont, dass es mit Realismus hier nicht weit her ist.
Die künstlichen Arrangements – von vereinzelten Menschen in der U-Bahn, auf Baustellen oder in Landschaften – drängen vielmehr darauf, den Kontrast des Darstellbaren zum Nicht-Darstellbaren vorzuführen (wie malt man etwa Melancholie?). Die Kombination mit Texten reißt dabei die Kluft noch weiter auf und verlangt, Leerstellen zu füllen.
Zugleich loten Muntean/Rosenblum mit Anklängen an ältere Kunst aus, welche Formen die bildnerische Tradition bereithält. Sie schaffen so Monumentalität für eine Zeit, deren Haupteigenschaft das Flüchtige zu sein scheint. Gerade beim jüngeren Publikum, das derzeit auch die Basquiat-Schau der Albertina stürmt, könnte hier ein Funke überspringen.
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