Schikaneder-Uraufführung: Mozart als Musical-Vehikel
Sachen gibt’s! Eine Zeitung – nein: Heute – meldete bereits 24 Stunden, bevor die Welturaufführung von "Schikaneder" im Raimund Theater am Freitag überhaupt stattgefunden hat, online vorlaut: "Erfolgreiche Premiere."
Oper ist "Schikaneder" keine. Soviel steht fest. Auch wenn es manchmal den Anschein hat. Operette oder Revue ist es auch keine. Aber eine wilde Mischung aus Opern-Parodie und -Karikatur, einer Collage aus Musik-Zitaten zur eher dünnen Story rund um den größten Theatermann Wiens des 18. Jahrhundert, des Erbauers des Theaters an der Wien und Autors der "Zauberflöte". Sie benutzt das Genie Mozart als Vehikel, weil sich der Bekanntheitsgrad des Herrn Schikaneder in Grenzen hält.
"Schikaneder" ist wohl am ehesten ein Singspiel mit vielen Rezitativen, das man aus Marketing-Gründen Musical nennt, exekutiert von einem 31-köpfigen klassischen Orchester in einem von zahllosen Kerzen beschienenen Barocktheater-Ambiente.
Opern-Cracks und Mozart-Hardcore-Fans werden es naturgemäß gering schätzen bis hassen. "Sound of Music"-Liebhaber hingegen dürften ihre Freude haben am Rührstück, das da auf den Tag genau 225 Jahre nach der Uraufführung der "Zauberflöte" in Schikaneders "Theater auf der Wieden" Freitag aus der Taufe gehoben wurde.
Mark Seibert verkörpert in der turbulenten Love Story die Titelfigur – einen notorischen Fremdgänger – gestenreich, ist aber stimmlich vor allem nach der Pause unüberhörbar überfordert. Milica Jovanovic, seine Frau Eleonore hat sogar im Zickenkrieg alle Sympathien – und Katie Hall als vor Koloraturen übersprudelnde Geliebte des Impresario die Lacher – auf ihrer Seite.
Viel Applaus für die 12. Eigenproduktion der Vereinigten Bühnen Wien, die als Unterhaltungstheater gut funktioniert und ihr Publikum finden wird.
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