Schenk und Niavarani blödeln im Duett

Otto Schenk und Michael Niavarani
Premiere für zwei Komiker, die einen heiteren Abend improvisieren: "Zu blöd, um alt zu sein".

Otto Schenk und Michael "Nia" Niavarani gehen zweimal auf die Bühne im Globe in St. Marx. Binnen 40 Minuten war ausverkauft, was sie "Zu blöd, um alt zu sein" nennen.

KURIER: Was haben Sie vor?

Otto Schenk: Es hat sich bei uns – eigentlich aus heiterem Himmel – eine Freundschaft ergeben.Wir haben eine gemeinsame Humorbeziehung und setzen darauf, dass wir improvisieren können, ohne zu wissen, was daraus wird.

Michael Niavarani: So einen improvisierten Abend habe ich noch nie gemacht. Schenk: Ich auch nicht. Deshalb habe ich einen Riesenbammel. Ich lass ihn nur nicht aufkommen. Allerdings wird’s nicht ungefährlich.

"Zu blöd, um alt zu sein" heißt? Schenk: Man ist weise.Nia: Die Dummheit hält uns jung.

Der Michael Niavarani ...

Schenk: ... hat so etwas Menschenverführendes. Auch in seinen Büchern.

Wie Ihre Bücher. Wie geht es Ihnen selber mit dem Lachen?

Schenk: Ich bin kein großer Lacher. Mir erstickt’s am Weg immer. Ich bin eher ein Hypochonder oder ein Zweifler – auch an mir. Ich habe meine Sachen immer vom Zweifel, von der Skepsis her gebaut. Auch meine Bücher. Und das wurde manchmal komisch. Bei der genauen Darstellung eines Menschen entgeht man der Komik nicht.

Humor ist angeblich ein Abfallprodukt von Intelligenz.Schenk: Das ist kein schlechter Satz. Humor ist aber auch das Undefinierbarste, das mir je untergekommen ist. Er passiert so und ist nicht erzwingbar. Oft weiß man gar nicht, was komisch ist oder warum. Humor ist vielleicht eines der größten Geheimnisse der Menschen überhaupt.

Unterscheidet uns der Humor vom Tier?

Schenk: Nein. Tiere haben schon Humor. Nur reden und lachen können sie nicht. Hunde haben einen unbeschreiblichen Humor. Manchmal sind sie sogar richtig drauf aus.

Affen sowieso.

Schenk: Und Elefanten. Ich war einmal mit einer Elefanten-Dame befreundet. Sie hieß Nelly. Ich war 12 oder 14, da kam als Gastspiel ein Zauberer ins Ronacher, der einen Elefanten verschwinden hat lassen. Der Wärter hatte mich gern, dass er mich auf Nelly durch die Seilerstätte vorbei an allen mei-nen Freunden reiten ließ und ich hinuntergewunken habe.

Warum haben Sie Niavarani noch nie im Kabarett gesehen?

Schenk: Weil ich einen Eiswind verbreite, wenn ich in einem lustigen Abend sitze. Dass ich nicht lachen kann, wäre nicht so schlimm. Aber es schauen mich alle an und verstummen. Das ergibt dann so eine Insel der Unseligen ...

Gibt’s Strategien gegen Hänger, ein Blackout im Hirn?Schenk: Hängen tut man eigentlich nicht. Aber einmal bin ich ein paar Minuten vor meinem Auftritt hinter der Bühne gesessen und eingeschlafen. Sie haben mich geweckt, ich ging nach vorne, sollte meinen ersten Satz sagen und wusste nicht einmal, wo ich bin. Ich schaute die Souffleuse an, die nicht das Gefühl hatte, dass ich schon ganz am Anfang hänge. Und sie deutete plötzlich: Toi toi toi.

Nia: Ich werd’ sagen: "Ich bin auch schon so müd’, Otti."

Schenk: Ich bin nie müd’, ich bin nur alt. Aber das dafür immer.

Wann wird’s beim Humor eigentlich rassistisch, frauenfeindlich oder antisemitisch?

Nia: Das ist schwierig. Wenn es politisch korrekt ist, dann ist es nicht komisch. Es kann keine politisch korrekte Komödie geben. Das ist unmöglich.

Schenk: Auch kein Märchen. Es gibt nicht einmal einen politisch korrekten deutschen Klassiker.

Erzählen Sie uns Ihre lustigste Bühnen-Katastrophe? Schenk: In "Der jüngste Tag", Horvaths Drama aus dem Reich der Toten, hatten wir am Ende nur noch drei Sätze zu sagen: "Horch, waren das nicht Posaunen?" "Nein, es war nur der Wind." "Das glaubst du ja selber nicht." Eine magische Szene. Und genau vor dem Finale fuhr dem Vorhangzieher beim Bücken ein allzu menschliches Geräusch aus der Hose. Wir drei Leichen konnten es hören und sollten nun sagen: "Horch, waren das nicht Posaunen?" Wir mussten so lachen, dass wir diese Szene nie wieder spielen konnten.

Wie könnte die Bilanz von "Zu blöd um alt zu sein" aussehen?

Schenk: Was einmal zwei Komiker gesagt haben: "Wir waren nie schön. Wir waren nie – gut. Eigentlich. Auch nicht g’scheit. Nicht einmal beliebt. Aber man hat jedes Wort verstanden."

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