Publikumsliebling und Josefstadt-Star Elfriede Ott ist tot
Die Schauspielerin Elfriede Ott ist tot. Sie starb 94-jährig in Wien, berichtet die APA. Ott avancierte als Schauspielerin u.a. im Theater in der Josefstadt, oftmals an der Seite von Fritz Muliar oder Gerhard Bronner, und im TV "Die liebe Familie") sowie als Sängerin zum Publikumsliebling.
Publikumsliebling Elfriede Ott ist tot
Sie war Doyenne und Ehrenmitglied des Theaters in der Josefstadt, wo sie 1958 ihre künstlerische Heimat fand. Die Schauspielerin feierte gestern, Dienstag, ihren 94. Geburtstag.
30 Jahre lang leitete Elfriede Ott wie nebenbei und doch mit vollem Herzblut die Maria Enzersdorfer Festspiele, die sie 1983 gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Hans Weigel gegründet hatte. 2012 fand mit Nestroys Posse „Umsonst“ die letzte Inszenierung statt, nachdem der Pachtvertrag für den Standort auf Burg Liechtenstein nicht mehr verlängert wurde. 1985 gründete Ott die Schauspielabteilung des Wiener Konservatoriums und leitete sie bis 2004.
Ein Leben für das Theater
Elfriede Ott stand 70 Jahre lang auf der Bühne, spielte 60 Jahre lang Soloprogramme und ebenso lange TV-Rollen. In Erinnerung ist vielen vor allem ihr komisches Talent.
Hilde Spiel sagte einmal: „Sie besitzt die Fähigkeit, alle Seiten des wienerischen Temperaments, das Graziöse wie das Grantige, das Maliziöse wie das Sentimentale, das Raimund'sche Gemüt wie das Nestroy'sche Gift in rascher Aufeinanderfolge abzuwandeln.“ Die Wiener Uhrmacherstochter, die nach eigenen Angaben das Theaterspielen schon als Kind dem Verstecken oder Tempelhüpfen vorzog, brachte das Publikum in all diesen Varianten jahrzehntelang zum Lachen und Weinen.
Dabei schien ihr Weg nicht vorgezeichnet. Die am 11. Juni 1925 in Wien Geborene musste zunächst in die Fußstapfen des Vaters treten, nahm aber schon früh heimlichen Schauspielunterricht bei Lise Medelsky. Ihre humoristische Ader zeigte sich bereits beim ersten Vorsprechen am Burgtheater, wie Ott gerne erzählte: „Bei meiner Lehrerin hatte ich die 'Jungfrau von Orleans' einstudiert. Als ich rezitierte, hab' ich alles haargenau nachempfunden, auch das Zucken im Gesicht, das die Medelsky befallen hatte. Lothar Müthel (Direktor des Burgtheaters, 1939-1945, Anm.) erzählte mir später, er habe noch nie so sehr über eine Jeanne d'Arc gelacht wie damals. Aber er hat mich genommen.“
Burgtheater-Debüt 1944
1944 debütierte die spätere Grande Dame der Wiener Volkskomödie denn auch am Burgtheater, dessen Ensemble sie bis 1949 angehörte, in Gerhart Hauptmanns „Die Goldene Harfe“. Ott spielte auch in Goethes „Stella“, in Grillparzers „Sappho“ oder in Shakespeares „Sommernachtstraum“. Die Partner an ihrer Seiten waren Kapazunder wie Curd Jürgens, Raoul Aslan und Oskar Werner. Ihre ganze Liebe gehörte aber dem Theater an der Josefstadt, wie sie selbst in einem Interview bekannte. Dort fand die Schauspielerin 1958 ihre künstlerische Heimat und gehörte bis 2011 als Ensemble- und Ehrenmitglied zu den unangefochtenen Publikumslieblingen. Zum letzten Mal war die Doyenne dort am 9. Jänner 2011 in der musikalischen Collage „Eh wurscht“ zu sehen.
Ihre zweite Karriere als Kabarettistin startete Ott in den 1950er-Jahren u.a. an der Seite ihres ersten Ehemanns Ernst Waldbrunn, mit dem die Kammerschauspielerin von 1950 bis 1964 verheiratet war und dem sie bis zu dessen Tod 1977 freundschaftlich verbunden blieb. Nach der Scheidung schlug die Spezialistin des klassisch-wienerischen Genres die nächste Richtung ein und gab Abende als Diseuse, gemeinsam mit Julius Patzak oder Waldemar Kmentt. Ihre Soloprogramme wurden großteils von „Lebensmensch Hans Weigel“ zusammengestellt, mit dem sie bis zu seinem Tod 1991 liiert und das gemeinsame letzte halbe Jahr auch verheiratet war. Er galt als Otts „Erfinder“ und gestaltete für sie das legendäre Programm „Phantasie in Ö-Dur“, das zu einem Markenzeichen der Partnerschaft Ott-Weigel wurde.
Später Ruhm bei den Jungen
Ott war stets stolz auf ihre Schüler und besuchte zahlreiche ihrer Aufführungen. Zu den bekanntesten Absolventen ihres „Studio der Erfahrungen“ zählen Andre Heller, Nicolas Ofczarek, Christoph Friedl oder Sandra Cervik. Ihr erster Kinofilm „Die unabsichtliche Entführung der Elfriede Ott“ von Andreas Prochaska, in dem sich die damals 85-Jährige selbst spielte, wurde nicht nur ein Kassenschlager, sondern auch mit dem Österreichischen Filmpreis 2011 ausgezeichnet. Die Komödie brachte Ott auch späten Kultstatus bei einem jüngeren Publikum. Bildschirmpopularität hatte sich die Künstlerin aber bereits zuvor in populären Fernsehserien wie „Hallo - Hotel Sacher...Portier!“ und „Die liebe Familie“ erworben.
Gebeutelt von einigen körperlichen Gebrechen gab Ott 2013 ihren endgültigen Abschied von der Bühne. Untätig blieb die Frau mit dem vitalen Naturell aber auch danach nicht: sie malte und schrieb einige populäre Bücher. Ihr später Wunsch, das Publikum solle von ihr in Erinnerung behalten, „dass ich viele Menschen zum Lachen gebracht haben“, dürfte der Schauspiellegende jedenfalls gelungen sein.
Ihre wichtigsten Fernseh- und Filmrollen
- 1949 „Mein Freund, der nicht nein sagen kann“, Regie: Alfred Stöger
- 1949 „Das Siegel Gottes“, Regie: Alfred Stöger
- 1958 „Die Conways und die Zeit“, Regie: Theodor Grädler
- 1961 „Höllenangst“, Regie: Axel von Ambesser
- 1971 „Wiener Totentanz“, Regie: Walter Davy
- 1973-1975 „Hallo - Hotel Sacher...Portier!“, TV-Serie
- 1979 „Lasst uns lügen“, Regie: Hermann Lanske
- 1980 „Der Mustergatte“, Regie: Peter Loos
- 1980-1993 „Die liebe Familie“, TV-Serie
- 1982 „Die Perle Anna“, Regie: Claus Homschak
- 1992 „Duett“, Regie: Xaver Schwarzenberger
- 1995 „Vermischte Gefühle“, Regie: Wolfgang Steuer
- 1995 „Zum Glück gibt's meine Frau“, Regie: Xaver Schwarzenberger
- 2010 „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“, Regie: Andreas Prochaska
Ihre Bücher
- 2005 „Ich hätte mitschreiben sollen...Mein Leben“, Verlag Styria
- 2013 „Worüber ich lache. Erlebte und gesammelte Anekdoten“, Amalthea Verlag
- 2014 „Katze, was schnurrst du“, Amalthea Verlag
- 2015 „Auch lachen kann man lernen. Meine jüdischen und andere Witze“, Amalthea Verlag
- 2017 „Verzeihung, wenn ich störe... Spitzen und Pointen aus Kabarett und Theater“, Amalthea Verlag
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