Schauspieler Michael Dangl: "Da reibt sich so manches"
Er spielt den vermutlich feinsinnigsten und nobelsten Vertreter jenes österreichischen Hochadels, der mit dem Untergang der Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg in Wahrheit zu existieren aufgehört hat und der seitdem nur mehr ein merkwürdiges Scheindasein lebt:
Michael Dangl ist Graf Hans Karl Bühl, genannt Kari, in Hofmannsthals "Der Schwierige" (Premiere: 6. Oktober), inszeniert von Janusz Kica im Theater in der Josefstadt.
"Es ist die Geschichte von einem, der aus dem Krieg heimkommt, Traumatisches erlebt hat, aber die Gesellschaft will davon nichts wissen", so Dangl. "Sie behauptet, dass das Leben so weitergeht wie vorher. Während das für Bühl und Hechingen nicht mehr möglich ist – zwei Figuren, für die sich im Krieg sehr viel verändert hat."
Ein Heimatloser
Seine Schwäche sei es, meint Hans Karl Bühl, dass er "so selten das Definitive" vor sich sieht. Und reden heißt für ihn, Missverständnisse heraufbeschwören.
Er hat die zarte Scheu eines sehr empfindsamen Menschen, der keine näheren Bindungen einzugehen wagt, selbst dort nicht, wo echte Gefühle der Liebe sind, aus Furcht, dadurch jemanden zu verletzten oder selbst verletzt zu werden.
Die tragische Figur im Lustspiel ist für Dangl "das Reizvolle und das, was das Stück so reich macht. Da reibt sich so manches: Hofmannsthals eigene ursprüngliche Verklärung der Aristokratie mit einer völligen Ernüchterung, die er wohl erfahren hat. Wie er diese Figur, die ja viel von ihm hat, vom Krieg gezeichnet sein lässt. Und es reibt sich Hofmannsthal im Charakter des Schwierigen – eine Lebensart von früher, die für ihn jetzt einfach nicht mehr möglich ist."
Da ist der Zerrissene von Nestroy ein Verwandter des Schwierigen. Wie auch Anatol? "Schnitzler lässt seine Stücke fast durchgehend im bürgerlichen Milieu spielen. Dadurch haben sie eine andere Musik, Temperatur und Färbung als ,Der Schwierige‘ bei Hofmannsthal. Der spielt in den Hauptfiguren ausschließlich in einer Aristokratie, die so gar nicht mehr existiert hat, der er aber noch eine kritische, ironische Liebeserklärung verpasst hat", so Dangl im KURIER-Gespräch.
"Und diese Linie geht dann weiter bis in die Thomas-Bernhard-Figuren. Da lebt das total weiter. "
Den Stani als eine seiner ersten Rollen an der Josefstadt im Jahr 2000 – neben Helmuth Lohner als Kari Bühl – in Otto Schenks Inszenierung zu spielen, war für Dangl "damals wie ein Ritterschlag". Die Szenen mit dem Stani musste er jetzt fast nicht lernen: "Ich habe das zum Teil noch im Ohr von der anderen Warte. Das ist herrlich, wenn man in so einem wunderbaren Stück verschiedene Rollen erfüllen darf."
Viele behaupten in einer Verklärung der Vergangenheit, früher sei alles besser gewesen. Andererseits steht derzeit auf der Seitenwand der Josefstadt: "Die Zukunft ist besser als ihr Ruf." Dangl zitiert dazu spontan Schnitzler, der in "Das Wort" Altenberg sagen lässt: "Die frühere Zeit war gar nicht besser. Sie war nur früher."
Zu sehen ist Dangl jetzt auch wieder als Zaza in "La Cage aux Folles" in den Kammerspielen – in der letzten Saison 70-mal ausverkauft – bis Anfang 2017.
Für "Schnell ermittelt", "SOKO Kitzbühel" und die "Vorstadtweiber" steht er vor der Kamera, freut sich, dass sein Buch "Grado – Abseits der Pfade" seit März auf den Bestseller-Listen steht. Konstantin Weckers Roman "Der Klang der ungespielten Töne" hat er dramatisiert, außerdem ein Drehbuch geschrieben und eine Konzertfassung des Buches für Orchester und drei Sprecher: "Die wird Anfang 2018 im neu eröffneten Gärntnerplatztheater in München aufgeführt."
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