Sanftes Update am Kammermusik-Spielplatz

Sanftes Update am Kammermusik-Spielplatz
Nach 30 Jahren findet ab Donnerstag die erste Ausgabe des Kammermusikfest Lockenhaus unter dem neuen Chef Nicolas Altstaedt statt.

Der neue Leiter ist jünger als sein Festival: Cellist Nicolas Altstaedt, geboren 1982 in Heidelberg, leitet ab Donnerstag seine erste Ausgabe als neuer Chef des Kammermusikfestes Lockenhaus – das 1981 erstmals stattgefunden hat. Gründer Gidon Kremer hat im Vorjahr nach der 30. Ausgabe die Leitung abgegeben.

Altstaedt nun will mit sanften Änderungen "am Prinzip Lockenhaus festhalten", wie er zum KURIER sagt. Lockenhaus ist ein Sonderfall eines Festivals und so etwas wie ein Spielplatz der Kammermusik: Hier wird mit größtmöglicher Freiheit Musik gemacht, und zwar jene Musik, für die unter der Saison der Platz fehlt. Das Programm wird erst 48 Stunden vor dem jeweiligen Konzert bekannt gegeben – und "selbst wenn das Programm dann gedruckt ist, entsteht daraus keine Pflicht", sagt Altstaedt.

Für seine erste Ausgabe als Leiter (Altstaedt, einer der renommiertesten Instrumentalisten seiner Generation, war bereits seit Jahren Stammgast als Musiker in Lockenhaus) hat der Cellist daher den weit gefassten Titel "Metamorphosen " gewählt.

Kein Diktat

40 Musiker werden bis 11. Juli auf Burg Lockenhaus und in der barocken Pfarrkirche Werke von mehr als 30 Komponisten aufführen. "Viel neue Musik, aber auch Alte Musik, die wir bisher weniger in Lockenhaus gehört haben." Das Spektrum reicht von Brahms bis Britten, von Mozart bis Haas. Entstanden ist es im Dialog mit den auftretenden Musikern: "Ich will kein Programm diktieren", sagt Altstaedt. "Auch ich will mich überraschen lassen." Neu ist u. a. ein Kammerorchester, das aus den Solisten des Festivals zusammengestellt wird.

"In Lockenhaus wollen wir machen, was uns am Herzen liegt", sagt Altstaedt. Geht das unter der Saison nicht? "Es gibt ganz viele Steine, die einem in den Weg gelegt werden, das ist künstlerisch oft schwierig", sagt Altstaedt. "Man kann dieses Werk in einem Zyklus nicht spielen, weil das schon vor zwei Monaten war, man darf nicht mit jenem Künstler spielen, weil der drei Monate vorher 100 Kilometer entfernt aufgetreten ist. Und so weiter."

Er könne die Veranstalter aber verstehen, betont Altstaedt. "Ich möchte nicht sagen, der ganze Betrieb ist ganz furchtbar. Der Veranstalter muss seinem Publikum Abwechslung garantieren." Und Altstaedt ist ohnehin "ein sehr leicht begeisterungsfähiger Mensch": "Wir haben den Luxus, unsere Leidenschaft als Beruf auszuüben."

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