Republik kauft Sammlung Essl nicht

Der Firmenchef und seine Sammlung: bauMax-Gründer Karlheinz Essl hat der Republik seine Kunstwerke zum Kauf angeboten
Kulturminister Ostermayer forderte: Karlheinz Essl soll mit den Gläubigern weiter verhandeln.

Das Essl Museum soll fortgeführt werden, die Sammlung Essl bestehen bleiben. Allerdings wird es keine staatliche Unterstützung geben, erklärte SP-Kulturminister Josef Ostermayer am Mittwochabend bei einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt. „Wir als Staat, wir haben unsere Grenzen“, ergänzte Sozialminister Hundstorfer.

Diese Grenze wurde gezogen: Die Republik kauft die Sammlung Essl nicht.

In der ersten Reihe sitzt – fast unscheinbar – bauMax-Gründer Karlheinz Essl und hört zu, wie über sein Lebenswerk gesprochen wird. Mit ernster Miene, übereinandergeschlagenen Beinen, verschränkten Armen, in sich zusammengesunken. Als die Minister fertig sind, schnäuzt er sich kurz, nimmt Haltung an und spricht in die Mikrofone. Dass er zuversichtlich sei. Nicht nur für die Kunstsammlung, auch für sein „zweites Kind, bauMax(siehe Bericht in "Wirtschaft" oder weiter unten).

Zuvor hatte es einen „Runden Tisch“ mit Vertretern der drei großen Gläubigerbanken (Raiffeisen, Bank Austria, Erste Bank), des Kultur-, Sozial- sowie Finanzministeriums, des Landes Niederösterreich und des bauMax-Managements gegeben. Mit den Banken sei „eine Lösung gefunden worden“, sagte Essl, diese wollte er jedoch nicht näher kommentieren. Essl gab eine „Standortgarantie“ für bauMax in Österreich und das Museum ab. Eine Garantie für die 4000 Jobs kann derzeit freilich niemand geben. Ostermayer sieht die Geldinstitute in der Pflicht: „Ein ganz wesentlicher Beitrag müsste von den Banken kommen, denn die haben ja das Risiko mit übernommen, als sie die Kredite gegeben haben.“ Die Banken wiederum sehen sich weder als Kunstmäzene noch als Arbeitgeber.

Museum gesichert

Essl sagt, er habe sein Verkaufsangebot für die 7000 Werke (Buchwert 86 Mio. Euro) freiwillig zurückgezogen. Durch Filialschließungen und bestehende Vermögenswerte in der Sammlung sei die Finanzierung des Museums „für die nächsten Jahre gesichert. Die langfristige Absicherung über Generationen hinaus werden wir noch zu diskutieren haben.“ Eine Verpfändung sei nicht angedacht. Ostermayer hatte sich vor dem runden Tisch mit Museumsdirektoren getroffen, die ihre Einschätzung zur Sammlung gegeben haben. Gerüchteweise gibt es private Kaufinteressenten. Es seien „keine Parallelverhandlungen“ geführt worden, sagte ein Sprecher des Museums.

So schnell, wie sich eine breite Wand an Gegnern und Skeptikern formiert hatte, ist der mögliche Ankauf der Kunstsammlung von Karlheinz Essl durch die Republik Österreich auch schon wieder vom Tisch. Die gestern, Mittwoch, verkündete "Rettung" des angeschlagenen bauMax-Konzerns sowie der Sammlung samt Museum hat für Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl jedoch einen "fahlen Nachgeschmack".

"Wenn ohnehin keine Gefahr in Verzug war, wieso wird dann ein ganzes Land hysterisch gemacht und eine Diskussion ausgelöst, die offenbar gar nicht notwendig war", kritisiert Zinggl, der andere Interessen hinter Essls Vorstoß vermutet und den Staat instrumentalisiert sieht, im Gespräch mit der APA. "Man fühlt sich da genarrt".

Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren interpretiert Essls Schritt an die Öffentlichkeit und die Regierung im Nachhinein als "Schreckschuss". "Das Ganze sollte wohl zu großem Erschrecken in mehrerlei Hinsicht führen, nämlich dass die Sammlung verloren geht und dass das Geld kosten könnte, das nicht vorhanden ist", so Ruiss gegenüber der APA. Mit der "Bestandsgarantie" sei jedenfalls die "Ideallösung" gefunden worden und ein größerer Zeithorizont für weitere Überlegungen entstanden.

Zu einer vorab von Museumsdirektoren geforderten detaillierten Evaluierung der rund 7.000 Werke der Essl-Sammlung ist es nun gar nicht mehr gekommen. Bei einem Treffen mit mehreren Museumsdirektoren und dem Galerienverband im Vorfeld des "Runden Tisches" habe man nicht "über alle Werke im Einzelnen gesprochen", so Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) bei einer Pressekonferenz Mittwochabend, es habe aber "zum Teil sehr positive Einschätzungen" gegeben.

Zu Verlauf und Ausgang des Gesprächs wollten sich die Museumsdirektoren auf APA-Nachfrage nicht äußern. "Wir können Karlheinz Essl jetzt nur wünschen, dass er die Sammlung irgendwie behalten kann, sein Unternehmen diesen Turnaround schafft und dass das Museum erhalten bleibt", so Gabriele Senn, Präsidentin des Galerienverbands, zur APA. "Jetzt, wo er sein Angebot zurückgezogen hat, ist das erledigt."

(APA)

Von der Republik bekommt Karlheinz Essl kein Geld – das heißt, er muss sich um andere Investoren bemühen. Ende April wollen die Gläubiger einen neuen Sanierungsplan auf dem Tisch haben. Essl müsse dabei einen weiteren Eigenbeitrag leisten. Und einen Investor an Land ziehen. Erst dann seien die Gläubiger bereit, über einen „Haircut“ (Schuldennachlass) zu verhandeln.

Interessenten gebe es, sowohl für die Sammlung als auch bauMax. „Wie ernsthaft das ist, wird sich zeigen“, sagt ein Insider. Der Zeitplan sei „ambitioniert“. Das Problem: Es sitzen 35 Banken, Kreditversicherer und Leasinggesellschaften am Tisch
– die Hälfte aus dem Ausland. Der Großteil der Schulden in Höhe von einer Milliarde entfällt auf die drei großen österreichischen Banken – alles in allem rund 600 Mio. Euro.

Essl zieht jetzt die Reißleine. Bis Mitte 2014 werden alle sieben Märkte in der Türkei geschlossen, bestätigte er am Mittwoch. Bis dahin soll auch entschieden sein, ob ein Rückzug aus weiteren Märkten erfolgen muss. Verluste macht bauMax auch in Rumänien, Bulgarien, Kroatien und Slowenien.

Abnehmer zu finden, wird nicht einfach sein. Auch Konkurrenten ziehen sich in Osteuropa zurück – wie Obi aus Rumänien und Bulgarien. Zudem sind seit der Pleite von Praktiker viele Standorte zu haben. Essl gibt sich überzeugt, dass „es mit bauMax wieder nach oben geht“, auch weil das Wetter heuer mitgespielt hat. Selbst in osteuropäischen Märkten zeige die Umsatzkurve seiner Handelskette in den ersten Monaten 2014 wieder nach oben. „Das hat die Liquiditätssituation verbessert“, sagt Essl. Bis 2016 will er mit seinem Unternehmen wieder „im Plan“ sein.

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