Sammlung Essl: Liquidation wäre ein Erdbeben

Ein Verkauf würde den Markt für österreichische Kunst durcheinanderwirbeln

Mit 86 Millionen Euro steht die rund 7000 Werke umfassende Sammlung von Karlheinz und Agnes Essl in den Büchern, berichtet trend. Der Verkehrswert, heißt es, könnte das Dreifache betragen.

Laut Karlheinz Essl könne man über Werte „im Augenblick gar nicht reden“ – ein Verkauf am freien Markt ist für ihn nicht denkbar. „Allein bei unseren zehn wichtigsten Künstlern besitzen wir das Zehnfache dessen, was in den großen Auktionshäusern pro Jahr auktioniert wird“, sagt der Sammler. „Der Markt ist ja nicht aufnahmefähig.“

Käme die Essl-Sammlung geballt auf den Markt, würde das das Preisniveau drücken und damit Künstlern, Galerien und Auktionshäusern die Lebensgrundlage entziehen, warnt der Sammler.
Und aufgrund der umfangreichen Bestände internationaler Gegenwartskunst – das Ehepaar Essl wurde vom Magazin Art News im Jahr 2009 unter die 200 bedeutendsten Sammler weltweit gereiht – hätte eine Liquidation der Sammlung auch Auswirkungen auf den globalen Kunstmarkt.

Österreich und die Welt

Wie derzeit die Ausstellung „Made In Austria“ im Essl Museum Klosterneuburg zeigt, ist die Sammlung ein großes Reservoir österreichischer Kunst seit 1945: Hochkarätiges von Arnulf Rainer, Maria Lassnig und Franz Ringel, aber auch von Hundertwasser, Max Weiler und Hermann Nitsch und vielen anderen findet sich darin.

Ab 1990 sammelte das Ehepaar Essl auch Internationales. Neben Werken hoch gehandelter Größen wie Georg Baselitz, Anselm Kiefer oder Neo Rauch kamen so auch Ausläufer diverser Kunsttrends in die Sammlung – von zeitgenössischen Arbeiten aus Indien, Australien und China bis zu Werken jüngerer Künstler aus Großbritannien und den USA.

Gewiss nicht alles davon ist seitdem im Wert gestiegen. Sollten Teile der Sammlung substanziell zu Geld gemacht werden, müssten aber vorrangig Hauptwerke und nicht „aussortierte“ Werke zum Verkauf gelangen.

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