Salzburger Schatzkammer von Cornelius Gurlitt wird verkauft

Die Aufarbeitung des Falls Gurlitt kostet viel: Das Kunstmuseum Bern verkauft Immobilien.

Im November 2013 berichtete das Magazin Focus über einen spektakulären "Schwabinger Kunstfund": Die Zollfahnder hatten bereits Ende 2012 rund 1400 Gemälde, Aquarelle, Drucke und Zeichnungen beschlagnahmt, die dem Anschein nach in der NS-Zeit geraubt worden sein mussten. Weil man nicht wusste, wie man mit dem "Schatz" umgehen sollte, wurde der Fund geheim gehalten. Die Recherchen begannen erst richtig nach der Enthüllung durch Focus.

Und dann entdeckte man noch jede Menge Kunstwerke in Gurlitts Haus im Salzburger Stadtteil Aigen. Wie sich herausstellte, war die Sammlung vom Kunsthändler Hildebrand Gurlitt, einem Kollaborateur des NS-Regimes, zusammengetragen worden; in der Regel war er aber rechtmäßig in den Besitz der Bilder, die als "entartet" angesehen worden waren, gekommen. Da es aber einige definitiv geraubte Werke gab, erklärte sich Cornelius Gurlitt, der Sohn, bereit, sie zurückzugeben. Daher wurde die Beschlagnahme im April 2014 aufgehoben; wenig später, am 6. Mai, starb Gurlitt.

In seinem erfolglos angefochtenen Testament vermachte er die Sammlung dem Kunstmuseum Bern. Nach reiflicher Überlegung nahm dieses das schwere Erbe an: Das Museum verpflichtete sich, den Fall restlos aufzuklären. "Ob das hinterlassene Vermögen zur Deckung der Kosten ausreicht, ist im Moment noch nicht definitiv abschätzbar", so Marcel Brülhart, Vizepräsident der Dachstiftung Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee. Bis jetzt seien Kosten in der Höhe von 2,5 Mio Franken (2,3 Mio Euro) angefallen – zum Großteil für die Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit der Erbschaft.

Da das Kunstmuseum den Fall möglichst kostenneutral abhandeln und keine eigenen Mittel einsetzen möchte, verkauft es zunächst zwei Immobilien aus der Erbschaft, die Münchner Wohnung und das Haus in Salzburg. Auch der Verkauf von Kunstwerken wird zwecks Kostendeckung nicht ausgeschlossen.

Bestandsaufnahme

Erst kürzlich, Mitte Mai, wurde das Gemälde "La Seine, vue du Pont-Neuf, au fond le Louvre" von Camille Pissarro restituiert. Wie umfangreich der Anteil mit NS-Raubkunst an der Sammlung ist, wird aber erst im November klar sein. Denn nach Bern kommen laut Abmachung mit Deutschland nur Werke, die keine Raubkunst sind. Sie werden ab 2. November unter dem Titel "Bestandsaufnahme Gurlitt" präsentiert. Die Bundeskunsthalle in Bonn zeigt gleichzeitig die geraubten Werke – sowie jene, deren Herkunft noch immer nicht geklärt werden konnte.

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